"Das ist überraschend, da so junge Sterne eigentlich keine großen planetaren Begleiter haben sollten, die in der Lage sind, die Strukturen zu verursachen, die wir beobachten", erläuterte Stuartt Corder, stellvertretender Direktor von ALMA, in der ESO-Mitteilung.
Planeten entstehen früher
Die Aufnahme legt nahe, dass Planeten um frisch geborene Sterne deutlich früher entstehen als angenommen. "HL Tauri ist nicht mehr als eine Million Jahre alt, und trotzdem scheint seine Scheibe voll von entstehenden Planeten zu sein", betonte Corders Kollegin Cathrine Vlahakis. "Diese eine Aufnahme allein wird die Theorien zur Planetenentstehung revolutionieren." Derartige Untersuchungen helfen auch, die mehr als vier Milliarden Jahre alte Entstehungsgeschichte unseres eigenen Sonnensystems genauer zu entschlüsseln.

ALMA (ESO/NAOJ/NRAO)
Sterne entstehen aus gigantischen kosmischen Gas- und Staubwolken, in denen sich heiße Kerne zusammenballen, die durch die Schwerkraft schließlich zu Sonnen heranwachsen. Die restliche Wolke sammelt sich mit der Zeit in einer sogenannten protoplanetaren Scheibe um den jungen Stern. In dieser Scheibe ballt sich wiederum Materie zusammen, und mit der Zeit entstehen daraus Asteroiden, Kometen und Planeten. Größere planetare Körper pflügen Spalten und Ringe in die Scheibe, wie sie jetzt mit Alma beobachtet wurden.
Die beobachtete Staubscheibe ist 450 Lichtjahre entfernt. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und entspricht fast zehn Billionen Kilometern. Um die Details in der Staubscheibe erkennen zu können, haben die Astronomen die zahlreichen Antennenschüsseln des Alma-Observatoriums zu einem virtuellen Riesen-Radioteleskop zusammengeschaltet. Auf diese Weise erreicht die Anlage eine Detailschärfe, die auch jene des "Hubble"-Weltraumteleskops übersteigt - allerdings bei einer anderen Wellenlänge, dem sogenannten Submillimeterbereich, der nicht mit bloßem Auge sichtbar ist. Nach Angaben der ESO handelt es sich bei den neuen Beobachtungen um die schärfsten Aufnahmen, die je im Submillimeterbereich gemacht worden sind.
science.ORF.at/APA