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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in "Wissen aktuell" am 14. November 2014 um 13.55 Uhr.
Erhalt von Natur lohnt sich
Die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken, und der Wald, der uns vor Lawinen und Überschwemmungen schützt: die Leistungen der Natur sind vielseitig und scheinbar kostenlos. Eine Bewertung von Naturgütern fehlt vielfach und damit auch ein Bewusstsein für deren Wert. Doch genau hier liegt das Problem, denn so laufen Ökosysteme Gefahr, übernutzt und beeinträchtigt zu werden.
Dass der Erhalt dieser Leistungen bares Geld wert ist, rechnet Georg Erlacher, Vorstand der Österreichischen Bundesforste am Beispiel des Schutzwaldes vor: "Die Kosten einer Schutzwaldsanierung sind in etwa zehnmal so hoch wie die laufende Schutzwalderhaltung. Ist er vollkommen zerstört, muss er durch technische Mittel ersetzt werden, dabei steigen die Kosten auf das 100-fache."
Bewertung von Naturleistungen
Das Projekt "Von den Werten der Natur" startete kürzlich mit einer einjährigen Pilotphase. Hier werden fünf Ökosystemleistungen auf Flächen der Bundesforste, insgesamt rund 860.000 Hektar, untersucht, darunter z.B. die Wasserversorgung im Forstbetrieb Pinzgau in Salzburg.
Wie hier vorgegangen wird, erklärt Michael Getzner vom Department für Raumplanung an der Technischen Universität Wien: "Wenn ich etwa statt einem naturnahen Wald intensive Forstwirtschaft betreibe, verändert sich das Grundwasserregime und die Quelle hat weniger qualitativ hochwertiges Trinkwasser. In diesem Fall wird die Ökosystemleistung wie folgt bewertet: Was würde es mich kosten, die gleiche Menge an Qualität und Quantität vom Trinkwasser bereitzustellen?" Dafür muss man zum Beispiel neue Quellen erschließen, was sehr teuer sein kann.
Eine weitere Ökosystemleistung ist die lokale Klimaregulation der Wälder. Der Wald senkt die Temperatur in seiner Umgebung auf natürliche Art und Weise. In waldnahen Siedlungen ist die Durchschnittstemperatur um drei Grad Celsius, in verbauten Gebieten ohne Grünflächen um sechs Grad Celsius höher als im Waldgebiet. Hier will man untersuchen, inwieweit sich diese Temperaturunterschiede auf die menschliche Gesundheit auswirken und wie der Wald die Kosten von Erkrankungen reduzieren kann.
Was ist uns Natur wert?
Auch die österreichische Bevölkerung will man in das Projekt miteinbinden. Mittels einer repräsentativen Befragung soll zum Beispiel erhoben werden, wie viel jede und jeder von uns bereit wäre zu zahlen, damit auf der Fläche der Österreichischen Bundesforste der Umweltschutz verstärkt und die heimischen Tier- und Pflanzenarten besser geschützt werden.
Die ersten Zwischenergebnisse aus der Pilotphase sollen bis zum Ende des nächsten Jahres feststehen. Abhängig davon will man das Projekt bis 2018 fortsetzen. Das Projekt soll mehr Bewusstsein schaffen: Denn was die Natur heute noch kostenlos zur Verfügung stellt, müssten wir bei sorglosem Umgang mit diesen Ressourcen morgen bereits teuer ersetzen.
Réka Tercza, Ö1 Wissenschaft
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