Aber auch Forscherinnen und Forscher, die zu weniger bekannten Themen arbeiten, werden geehrt: etwa eine Immunologin, die sich auf Krebstherapien spezialisiert hat, oder eine Ingenieurswissenschaftlerin, die Roboter wie Insekten ausschwärmen lässt. Hier eine Zusammenschau der Top Ten 2014.
Troubles mit der Freundin wegen "Rosetta"
Der Originalartikel:
"Nature's 10" wurden am 17. Dezember 2014 veröffentlicht.
Links:
- Andrea Accomazzo, ESA
- Suzanne Topalian, Johns Hopkins University Baltimore
- Radhika Nagpal, Harvard University
- Sheik Umar Khan, Wikipedia
- Maryam Mirzakhani, Wikipedia
- Pete Frates
- Masayo Takahashi, Riken-Institut
- Koppillil Radhakrishnan, Wikipedia
- David Spergel, Princeton
- Sjors Scheres, Medical Research Council

APA/EPA/Esa
Das Verhältnis von ESA-Flugdirektor Andrea Accomazzo zu "Rosetta" ist durchaus gemischt, wie er "Nature" mit einem Augenzwinkern erzählt. Denn einerseits wurden seine Bemühungen, die Raumsonde während ihrer etwa 6,4 Milliarden Kilometer langen Reise auf Kurs zu halten und das Mini-Labor "Philae" auf dem Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" abzusetzen, 2014 durch Erfolg gekrönt
Andererseits hat ihm seine intensive Beschäftigung mit der Kometenmission privat schon Probleme eingebracht: Denn als seine Freundin rund um den Start der Mission vor 20 Jahren einen Zettel auf seinem Schreibtisch fand mit "Rosetta" und einer Telefonnummer daneben, "dachte sie, dass das eine Frau sei", so der gebürtige Italiener zu "Nature".
Beide Beziehungen - zu seiner Freundin und zu "Rosetta" - blieben intensiv. Erstere heiratete Andrea Accomazzo vor geraumer Zeit, mit zweiterer ist er laut seinen Schilderungen gegenüber "Nature" sogar unbewusst verbunden: "Heute bin ich um vier Uhr in der Früh aufgewacht und hatte ein komisches Gefühl. Um 7.30 Uhr habe ich dann den Anruf bekommen, dass 'Rosetta' genau um vier Uhr kurz den Kontakt zur Erde verloren hatte. Solche Erlebnisse habe ich oft - ich bin total verbunden."
Mit dem Immunsystem gegen Krebs

Keith Weller
Schon als Medizinstudentin war Suzanne Topolian begeistert von der Idee, Krebs nicht durch direkte "Attacken" auf die Tumoren, sondern durch Aktivierung des körpereigenen Immunsystems zu bekämpfen. Mit dem Vorhaben, die Realisierbarkeit dieses Vorhabens zu überprüfen, heuerte sie am National Cancer Institute in Bethesda an.
Heute werden die ersten Medikamente zugelassen, die genau diesen Effekt haben: T-Zellen des Immunsystems werden aktiviert und sollen Krebszellen töten. Laut "Nature" erwarten Analysten, dass der Umsatz mit diesen Medikamenten schon im Jahr 2020 mehr als zehn Milliarden US-Dollar ausmachen wird. Auch wenn sie der Erfolg sehr freue, sei es noch immer ein weiter Weg bis zur Heilbarkeit von Krebs, betont Suzanne Topolian gegenüber "Nature".
Verhasste Biologie führte zum Erfolg

Eliza Grinnell, Harvard SEAS
In der Schule, erzählt Radhika Nagpal gegenüber "Nature", habe sie Biologie gehasst. Heute leitet die Ingenieurswissenschaftlerin ein Team an der Harvard Universität in Cambridge, und in dieser Funktion brachte sie das ehemals verhasste Fach auf eine Idee: Ausgehend von der Art und Weise, wie Ameisen, Bienen und Termiten ihre komplexen Nester bauen, konstruierte sie mit ihrem Team einen Schwarm von 1.024 "Kilobots", wie die Mini-Roboter genannt wurden.
Über Infrarotlicht konnten die nur wenige Zentimeter großen Einheiten miteinander kommunizieren und ihre Aktionen abstimmen. Diesen Level an Kooperation zu erreichen, war nach Ansicht von Nagpals Forscherkollegen und "Nature" ein großer Durchbruch.
Ebola, Mathematik, Ice-Bucket-Challenge
Außerdem auf der Liste der Top Ten 2014: der Ebola-Arzt Sheik Humarr Khan aus Sierra Leone, der den Kampf gegen die verheerende Epidemie mit dem eigenen Leben bezahlte. Als die Krankheit in Afrika ausbrach, hat der Infektionsmediziner seine Pläne verworfen, im Ausland zu unterrichten, und ist stattdessen in seiner Heimat geblieben. Am 29. Juli starb der Arzt selbst an der Infektion.
Ausgezeichnet durch die Aufnahme in die Liste wurde auch die iranische Mathematikerin Maryam Mirzakhani, die 2014 als erste Frau die oft als Nobelpreis für Mathematik bezeichnete Fields-Medaille bekommen hat.
Ice-Bucket-Challenge
Und auch ein Nicht-Wissenschaftler rangiert unter den Top Ten: der 29 Jahre alte Pete Frates aus den USA, der als Erfinder der Ice-Bucket-Challenge gilt. Die Kampagne, bei der sich Menschen einen Eimer Eiswürfelwasser über den Kopf gegossen haben, hat in sozialen Netzwerken extrem erfolgreich um Aufmerksamkeit und Spenden für die Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) geworben.
Frates selbst leidet an der Krankheit, den ursprünglichen Aufruf hatte der heute gelähmte ehemalige Baseballspieler im August 2014 mit Hilfe einer Spezialsoftware über Augenbewegungen diktiert.
Auf den übrigen Plätzen …
Auf den übrigen Plätzen folgen: die japanische Augenärztin Masayo Takahashi, die den ersten Einsatz induzierter pluripotenter Stammzellen (iPS-Zellen) bei einem Menschen geleitet hat; der Chef der indischen Raumfahrtorganisation ISRO, Koppillil Radhakrishnan, verantwortlich für die erste erfolgreiche Marsmission seines Landes; der US-amerikanische Astrophysiker David Spergel, der auf Unstimmigkeiten in den umstrittenen Indizien für sogenannte Gravitationswellen hingewiesen hat; sowie der Strukturbiologe Sjors Scheres, der eine Elektronenmikroskop-Analysetechnik für Biomoleküle verfeinert hat.
science.ORF.at/APA/dpa
Die Ausgezeichneten der letzten Jahre: