Das Verfahren der zerebralen Tiefenstimulation wird schon heute bei rund 100.000 Personen erfolgreich angewendet. Von den Gesundheitsbehörden ist es weltweit vor allem zur Behandlung der Parkinson-Krankheit zugelassen. Die umgangssprachlich oft als "Hirnschrittmacher" bezeichnete Methode stimuliert bestimmte Hirnstrukturen mit einem leichten elektrischen Impuls. Dadurch werden die typischen Parkinson-Symptome unterdrückt.
Die Studie in "Science":
"Refining deep brain stimulation to emulate optogenetic treatment of synaptic pathology" von M. Creed et al., erschienen am 6. Februar 2015.
Mangelnde Präzision
Allerdings fehlt es der Technik noch an Präzision: So ist es nicht möglich, gezielt einzelne Zellen zu stimulieren und gleichzeitig ihre unmittelbaren Nachbarzellen zu verschonen. Neurowissenschaftler der Universität Genf haben versucht, die Methode zu verbessern, um das Suchtverhalten von Mäusen zu unterdrücken.
Mäuse, denen Kokain injiziert wurde, zeigen normalerweise schon nach zwei Behandlungen ein auffälliges Bewegungsmuster. Die Forschenden unterzogen die auf Kokain gesetzten Versuchstiere anschließend einer tiefen Hirnstimulation, die aber keine Wirkung zeigte.
In einem zweiten Schritt wiederholten die Wissenschaftler die zerebrale Tiefenstimulation. Dieses Mal gaben sie den Mäusen aber zusätzlich ein Medikament, das die Dopaminrezeptoren hemmt. Die Behandlung wirkte: Die Mäuse waren vom Kokain desensibilisiert und verhielten sich wieder normal.
"Der Grund dafür, dass die elektrische Stimulation alleine nicht genügt, liegt in ihrer mangelnden Präzision", wird Meaghan Creed, Erstautorin der Studie, in einer Mitteilung der Universität Genf vom Donnerstag zitiert. Weil das Kokain die Leistungsfähigkeit der Synapsen erhöhe, müsse man diese irgendwie beruhigen, um den Normalzustand herzustellen. Das gelinge aber nur mit einer Kombination von Medikamenten und der tiefen Hirnstimulation. Diese wirke zielgerichteter.
"Die Kombination dieser zwei Elemente ist eine Premiere, die der zerebralen Tiefenstimulation ganz neue und breitere Anwendungen eröffnet", betont der Genfer Medizin-Professor Christian Lüscher. Denkbar sei etwa die Behandlung von Depressionen, Zwangsstörungen oder gewissen Formen von Schizophrenie.
science.ORF.at/APA/sda