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Weinende Frau

Östrogen hilft beim Vergessen

Meistens verblasst die Erinnerung an ein traumatisches Ereignis mit der Zeit, manche Menschen können sich aber deutlich schwerer von den negativen Gedanken lösen als andere. Vermutlich ist das Trauma bei ihnen stärker mit Alltagsreizen verbunden. Einer hoher Östrogenspiegel hilft Frauen hingegen beim Vergessen.

Traumatisierung 13.02.2015

Melanie Wegerer und ihre Kollegen vom Klinischen Stress- und Emotionslabor an der Uni Salzburg haben bereits 2013 die Rolle von Alltagsreizen bei einer Traumatisierung untersucht. Bei der damaligen Studie wurden die Teilnehmer zeitgleich mit verstörenden Szenen aus Horrorfilmen mit alltäglichen Reizen, wie dem Ticken einer Uhr, konfrontiert. "Die Personen, die die angsterregenden Szenen besonders stark mit den Umgebungsreizen verknüpft haben und mit einem hohen Hautleitwert auf die Alltagsreize reagierten, waren auch diejenigen, die im Vergleich zu anderen Teilnehmern über mehr belastende Erinnerungen berichtet haben", so die Psychologin Wegerer.

Weniger nachhaltige Verknüpfung

In ihrer neuen Studie haben Wegerer und ihr Team nun den Einfluss von Hormonen auf das Erinnern untersucht. Demnach berichten Frauen mit einem höheren Wert des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen nach einem belastenden Ereignis über weniger negative Erinnerungen. "Östrogen, dessen Konzentration sich über den weiblichen Menstruationszyklus hinweg verändert, scheint eine Rolle für die Unterdrückung der Angstreaktion im Gehirn zu spielen", erklärte die Forscherin. Zu ähnlichen Schlüssen kamen auch andere Untersuchungen.

Eine höhere Konzentration von Östrogen scheint bewirkt zu haben, dass bei den betreffenden Frauen weniger nachhaltige Verknüpfungen zwischen Umgebungsreizen und Filmszenen entstanden sind "und dadurch im Alltag weniger negative Erinnerungen ausgelöst wurden", wie Wegerer und ihre Kollegen schreiben.

Das Hormon dürfte genau dort wirken, wo im Gehirn die Verarbeitung furchterregender Inhalte reguliert wird, nämlich im präfrontalen Cortex. Dort scheint Östrogen die neuronale Aktivität zu erhöhen, was dazu führen könnte, dass die aus dem Mandelkern (Amygdala) kommende Furchtreaktion besser unterdrückt wird. Generell hätten Frauen ein höheres Risiko, an einer Posttraumatischen Belastungsstörung zu erkranken, daher sei es laut Wegerer besonders wichtig, Prozesse des Furchtlernens sowie die Rolle von Östrogen bei Frauen gezielt zu erforschen.

science.ORF.at/APA

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