Der Stern ist kein Unbekannter. Er wurde 2013 vom deutschen Astrophysiker Ralf-Dieter Scholz entdeckt und trägt seitdem den Beinamen "Scholz' Star".
Die Studie
"The Closest Known Flyby of a Star to the Solar System", Astrophysical Journal Letters (12.2.2015; doi:10.1088/2041-8205/800/1/L17).
Wie nun Forscher in den "Astrophysical Journal Letters" berichten, durchkreuzte der Rote Zwerg mit der Katalognummer WISE 0720-0846 einst die äußere Oort'sche Wolke und näherte sich der Sonne bis auf 0.8 Lichtjahre - so nahe, wie kein (bekannter) Stern zuvor. Zum Vergleich: Nachbarstern Alpha Centauri ist fünf Mal so weit, nämlich 4,2 Lichtjahre entfernt.

Michael Osadciw/University of Rochester
Dass der von ihm entdeckte Stern nun zu einer gewissen Prominenz gekommen sei, "ist ein schönes Gefühl", sagt Scholz im Gespräch mit science.ORF.at. Als "Tuchfühlung" will der deutsche Forscher das Rekordmanöver vor 70.000 Jahren allerdings nicht bezeichnen. Und gefährlich sei es auch nicht gewesen.
Wanderer aus fremder Galaxie?
"Sterne stoßen nie zusammen. Dafür sind sie im Vergleich zu den Räumen zwischen ihnen einfach viel zu klein. Doppelsternsysteme können unter Umständen verschmelzen. Aber dass Sterne durch Zufall im Weltall kollidieren? Nein, das gibt es nicht."
Wäre der Rote Zwerg vor 70.000 Jahren nicht durch die äußere, sondern durch die (deutlich dichter bevölkerte) innere Oort'sche Wolke geflogen, wäre seine Passage womöglich nicht ganz folgenlos für unser Sonnensystems geblieben. Zumindest ist denkbar, dass er in diesem Fall Schwerkraftturbulenzen ausgelöst - und ein paar Himmelskörper in unsere Richtung abgelenkt haben könnte.
Woher der gegenwärtig 20 Lichtjahre entfernte Stern stammt, ist unklar. Scholz vermutet, dass der vagabundierende Zwerg eigentlich aus der sogenannten dicken Scheibe der Milchstraße kommt. Diese könnte, so lautet eine Hypothese, durch Zusammenstöße mit anderen Galaxien entstanden sein. "Man kann also nicht ausschließen, dass der Stern von einer anderen Galaxie stammt", sagt Scholz. "Aber das ist Spekulation."
Robert Czepel, science.ORF.at
Mehr zu diesem Thema: