Auch bei den Professuren konnten Frauen an österreichischen Universitäten laut IHS aufholen: Von 11 Prozent im Jahr 2000 hat sich der Anteil auf 22 Prozent im Jahr 2014 verdoppelt. Mittlerweile ist für jede dritte Universität eine Rektorin bestellt, während es vor zehn Jahren noch keine einzige gab.
Quote mit "Zähnen"
Ö1 Sendungshinweis:
Über den Frauenanteil an Österreichs Universitäten berichten auch die Journale am 7. März 2015 um 7 Uhr.
Dieser Aufholprozess hat einen einfachen Grund, sagt die Soziologin Angela Wroblewski, die in den letzten Jahren mehrere Studien zum Thema erstellt und nun anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März eine Zusammenfassung gemacht hat:
"Es gibt die Quotenregelung für universitäre Gremien, und damit hat sich ein Schub nach oben ergeben. Es ist aufgrund der Regelung offenbar sehr viel intensiver nach Frauen gesucht worden als es vorher der Fall war. Vermutlich wäre ohne diese Quotenregelung das nicht in diesem Ausmaß innerhalb dieser kurzen Zeit passiert."

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Stärkere Verpflichtung
40 Prozent Frauenanteil sind seit 2009 für universitäre Gremien gesetzlich vorgeschrieben, im Jänner 2015 wurde die Vorgabe im Rahmen einer Gesetzesnovellierung auf 50 Prozent erhöht. Das Besondere an der Quotenregelung an den Universitäten ist, dass die Einhaltung durch ein Monitoring des Wissenschaftsministeriums genau beobachtet wird und es auch Sanktionsmöglichkeiten gibt, erklärt Angela Wroblewski:
"Der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen kann Einspruch erheben gegen eine Zusammensetzung eines Gremiums, die nicht den Quoten entspricht. Im Konfliktfall kann er sogar eine Neuzusammensetzung verlangen. Allein diese Möglichkeiten erhöhen stark den Grad, in dem sich Universitäten verpflichtet fühlen."
Ausweitung auf FHs
Dass eine Quotenregelung auch "Zähne" braucht, leitet die Forscherin auch aus den Zahlen zu den österreichischen Fachhochschulen ab. Dort sind die Vorgaben nicht mit konkreten Zahlen versehen und nicht mit Sanktionen verbunden, und dort beträgt der Frauenanteil an den Leitungsgremien 27 Prozent.
Die Soziologin verlangt deshalb eine Ausweitung der universitären Regeln auf die FHs und die außeruniversitäre Forschung.
An der Basis tut sich wenig

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Aber trotz der Veränderungen an der Spitze hat sich bei der Studienauswahl nur wenig getan. Noch immer ist etwa bei den Technikstudien nur rund ein Viertel der Studierenden weiblich. Hier wären ganz andere Maßnahmen nötig, meint Angela Wroblewski: "Gerade in den technischen Disziplinen haben wir eine Wissenschaftskultur, die Frauen nicht immer willkommen heißt. Das heißt, Frauen ziehen sich, wenn sie sich entscheiden, in ein technisches Fach zu gehen, auch leichter wieder zurück. Da würde eine Quotenregelung per se nicht helfen."
Deshalb bräuchte es "eine Veränderung der Vorstellung bzw. des Ideals, wie Wissenschaft praktiziert wird. Und das ist etwas, das nicht erst bei den Universitäten beginnt, sondern schon in den Schulen", sagt Angela Wroblewski. Letztlich wäre die Weiterentwicklung von Wissenschaft zu einem familienfreundlichen Berufsfeld gefragt - und davon würden auch die Männer profitieren.
Elke Ziegler, science.ORF.at