"Ziel des Projekts war es, vorerst für zwei Regionen in Österreich ein Werkzeug zu schaffen, mit dem man den Humusgehalt von Äckern berechnen kann", erklärt Kathrin Sedy vom Umweltbundesamt, die an der Entwicklung des Rechners beteiligt war, gegenüber science.ORF.at.
"Die Landwirte können nun sehen, wie sich gewisse Maßnahmen auf den Boden auswirken." Neben dem Umweltbundesamt waren unter anderem die AGES sowie die BOKU Wien an dem Projekt beteiligt.
Mehr oder weniger Humus?
Maßgeblich für den Humusaufbau bzw. -abbau sind die Fruchtfolge, die Düngung, die Begrünung und die Abfuhr von Ernteresten. Landwirte können durch die Eingabe dieser Daten in den neuen Rechner nun selbst ermitteln, wie "humusfreundlich" sie ihre Äcker bewirtschaften.
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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 3. 4., 13:55 Uhr.
Mithilfe von Langzeitdaten der AGES wurde dafür vorab der durchschnittliche Humusgehalt in den Böden der Testregionen Marchfeld und Mühlviertel festgestellt. Diese Daten wurden mit den Berechnungen einer Simulationssoftware (CANDY) verglichen, wobei sich laut Angaben des Umweltbundesamts eine hohe Übereinstimmung gezeigt hätte.
Ein Kernelement der Berechnungen bildet zudem die biologische Aktivität der regionalen Böden. Sie ist ein Maß für die Fruchtbarkeit des Bodens und aller im Boden ablaufender biologischen Prozesse. Je vielfältiger das Bodenleben, umso größer die biologische Aktivität.
Zusätzlich werden Niederschlag und Temperatur berücksichtigt, womit schließlich ein Maß zur Bewertung der Humusreproduktion im Zeitraum der eingegebenen Fruchtfolge und darüber hinaus berechnet wird.
Dieses Maß zeigt, ob sich die bisherige Bewirtschaftung im Boden "humusmehrend" oder "humuszehrend" auswirkt. "Es ist daher ein gutes Werkzeug, um rechtzeitig Maßnahmen zu setzen und so die Produktivität aufrechtzuerhalten", erklärt Sedy.
Anschauungsbeispiele und Verbesserungsmaßnahmen werden auf der Website des Umweltbundesamts vorgestellt.
"Irreversible Schäden verhindern"
Bis sich eine wenige Zentimeter dicke Humusschicht im Boden gebildet hat, dauert es Jahrhunderte. Nicht nur für die Produktivität des Ackerbaus, sondern auch für das Klima spielt sie eine bedeutende Rolle. Humus besteht rund zur Hälfte aus Kohlenstoff und bindet CO2 aus der Atmosphäre.
Abgebaut wird Humus durch übermäßigen Einsatz von mineralischen Düngemitteln, aber auch intensive Bodenbearbeitung, falsche Fruchtfolgen und Monokultur können die fruchtbare Schicht auf Äckern relativ schnell und vor allem dauerhaft zerstören. Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch durch den Rechner wird deutlich, was der Landwirt oder die Landwirtin ändern muss, um auch in Zukunft ertragreich ernten zu können.
"Das Projekt endet noch in diesem Jahr", erklärt Kathrin Sedy. "Wir planen jedoch eine Fortführung. Eine Ausweitung auf andere Gebiete ist dabei durchaus denkbar." Laut Sedy sei es gut, dass bei dem Thema eine gewisse Sensibilisierung stattgefunden habe, denn der Humusgehalt sei in den letzten hundert Jahren deutlich gesunken. Besserungsmaßnahmen seien also dringend notwendig. Sie ist jedoch optimistisch, denn es herrsche ein breiter Konsens darüber, "dass man dem Boden etwas zurückgeben muss, wenn man nimmt."
Lukas Lottersberger, science.ORF.at