Der Leiter des Instituts für Public und Nonprofit Management an der Johannes Kepler Universität Linz war am Mittwoch Gast einer Veranstaltung in Wien, bei der auch der Staatspreis für Innovation 2015 vergeben wurde.
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Staatspreis für Innovation
Dennis Hilgers hielt am Mittwoch, den 25.3.2015 im Rahmen der Veranstaltung "Open innovation" einen Vortrag zum Thema "Open innovation - Chancen und Risiken". Dabei wurde auch der Staatspreis für Innovation 2015 vergeben. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zeichnete den Stahlkonzern voestalpine für Stahlbauteile aus, die Karosserien leichter und sicherer für die Insassen machen sollen.
Schutz gegen Ebola
Seit nun mehr als einem Jahr kämpfen tausende Ärzte und freiwillige Mitarbeiter in Westafrika gegen das Ebola-Virus. Die extreme Hitze und das tropische Regenwaldklima erschweren den Einsatz in den betroffenen Regionen. Ein Umstand, dem bestehende Schutzanzüge nicht gerecht werden. Das Material, aus dem die Anzüge gemacht sind, bietet den Helfern zwar ausreichenden Schutz, sie sind jedoch unbequem und sehr heiß.
Dieses Problem machte die US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit (USAID) im Oktober vergangenen Jahres öffentlich und forderte Forscher und Hobbywissenschaftler aus der ganzen Welt dazu auf, Ideen für alternative Anzüge einzureichen. Innerhalb von zwei Monaten gingen mehr als 1.500 Vorschläge ein - die besten drei wurden im Dezember ausgezeichnet und werden nun mehreren Tests unterzogen, ehe sie zum Einsatz kommen.
Kein Marktmechanismus
Dieses Beispiel zeigt, dass Open Innovation vor allem eines ist: Eine Möglichkeit, schnelle Antworten auf mitunter komplizierte Fragen zu bekommen. Dabei handelt es sich sehr oft um Wissen, das bereits vorhanden ist, weiß Dennis Hilgers von der Johannes Kepler Universität Linz. "Wir sehen, dass in den Hochschulen sehr viel Wissen produziert wird, allerdings meist ohne auf ein konkretes Problem bezogen zu sein. Dieses Wissen ist nur für den Bücherschrank."
Vorerst zumindest. Denn durch einen öffentlichen Aufruf, können alle Wissensträger aufgefordert werden, ihre Regale und Köpfe zu durchstöbern und dieses Wissen den Unternehmen oder Organisationen bereitzustellen. "Das ist der eigentlich Mechanismus, der hinter Open Innovation steckt: Ruft, und sie werden kommen", so Hilgers.
Open Innovation folgt demnach einer anderen Logik, als es Unternehmen und der Markt tun. "In einem Unternehmen geht es um Anwesenheitspflicht, Arbeitsverträge etc. Der Markt wiederum funktioniert nur mit Geld", meint der Innovationsforscher. Bei Open Innovation hingegen genüge oft der bloße Aufruf zur Mitarbeit.
Die Frage nach dem Geld
Natürlich braucht es durchaus eine gewisse Form der Anerkennung seitens der Unternehmen. Grundsätzlich, erklärt Hilgers, ginge es aber nicht darum, mit der Idee Geld zu verdienen. "In erster Linie stehen Spaß und Freude im Vordergrund und die Befriedigung, das eigene Wissen vielleicht in der Alltagspraxis angewendet zu sehen.“
Zudem nutzen laut dem Wirtschaftswissenschaftler gerade viele junge Grafiker, Designerinnen und Ingenieure solche offenen Innovationsbewerbe für eine mögliche Erfolgsreferenz im Lebenslauf.
Durch einen offenen Innovationsprozess ersparen sich die Unternehmen viel Zeit und Geld - wie viel genau ist laut Hilgers schwer zu berechnen. Im Gegenzug erhalten die Unternehmen dadurch oft jenen Baustein, der ihr Produkt zu einem Verkaufsschlager machen kann.
Dabei stellt sich aus juristischer Sicht durchaus die Frage nach dem geistigen Eigentum und mancher wird sich fragen, ob das denn auch fair sei, wertvolles Wissen auf diese Weise herauszulocken und in eigene Gewinne umzusetzen.
Hilgers gehört nicht zu diesen Personen: "Wir sind eine offene Gesellschaft, mit mündigen Bürgern und Individuen. Die Handlungsebene ist bei Open Innovation außerdem eine andere – Unternehmen und Wissensträger müssen sich erst einmal finden, erst dann kommt es auf die Vereinbarung mit dem Unternehmen an – das ist aber etwas anderes."
"Nicht überbewerten"
Auch denkt er nicht, dass Open Innovation negative Auswirkungen auf die unternehmenseigenen Entwicklungsabteilungen haben könnte. "Man darf das Ganze nicht überbewerten. Open Innovation ist nur eine von vielen Möglichkeiten, an Wissen und neue Ideen zu kommen."
In den vergangenen Jahren, so Hilgers, haben sich Begriff und Praxis von Open Innovation gut etabliert - insbesondere das Abfragen von Kundenwünschen über diverse Internetplattformen. Ob Umfragen für neue Geschmacksrichtungen eines Getränkeherstellers oder die Mitgestaltung einer Shampoo-Flasche, solche Aufrufe haben vor allem auch einen großen Marketingeffekt für die Unternehmen. Das sei in Österreich wie in anderen Ländern gleich.
Ruth Hutsteiner, science.ORF.at
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