Ein Asteroid im Anflug muss beizeiten aus dem Weg geräumt werden. Ihn zu sprengen, würde nur mehr Gesteinsbrocken verursachen, die womöglich weiterhin Kurs auf die Erde halten. Die beste Möglichkeit wäre stattdessen, seine Umlaufbahn zu verändern, findet Detlef Koschny aus der Abteilung für Sonnensystemmissionen beim europäischen Weltraumforschungszentrum ESTEC im holländiscen Noordwijk.
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"Wir müssen uns nur einmal das Erde-Mond-System in verkleinertem Maßstab vorstellen", so der ESA-Forscher. "Gebe ich dem Mond einen leichten Schubs, dann würde er für einen Erdumlauf nicht mehr einen Monat brauchen, sondern etwas länger, vielleicht 32 Tage." Ein solcher Schubs würde womöglich ausreichen, damit ein Asteroid minimal seine Bahn verändert und an der Erde vorbeifliegt.
Auffahrunfall im All
Je schneller eine Einschlagsonde auf einen Asteroiden prallt, desto mehr bewegt er sich aus seiner Bahn. "Ich vergleiche das immer mit einem Auffahrunfall auf der Autobahn", so Koschny. "Wenn ich nur ganz langsam gegen meinen Vordermann fahre, dann passiert dem hoffentlich nichts." Bei Asteroiden sei es jedoch genau andersherum: Es ist beabsichtigt, dass er sich aus seiner Bahn bewegt. "Das ist genau das, was wir mit dem Asteroiden machen werden – und zwar je schneller, desto besser!"
"Wir", das sind die europäische Weltraumagentur ESA und die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA . Gemeinsam wollen sie 2022 den Doppel-Asteroiden Didimos ansteuern. Diese beiden Objekte kommen der Sonne auf ihrer Umlaufbahn in etwa so nahe wie die Erde der Sonne. Danach entfernen sie sich aber bis jenseits des Marsorbits.
Ehrgeiziges Ziel von ESA und NASA: die Umlaufbahn des kleineren der beiden Brocken durch einen Einschlag zu verändern. "Dabei wollen die Amerikaner die Sonde konstruieren, die auf den Asteroiden draufknallt und ihn aus der Bahn schubst", erklärt Detlef Koschny. Europa würde sich der zweiten Sonde annehmen, die schon vorher am Asteroiden eintrifft und dann beobachtet, wie er sich selbst und wie sich seine Umlaufbahn nach dem Impakt verändert.
Mit AIDA gegen Asteroiden
AIDA nennt sich dieses Konzept. Diese Abkürzung steht für Asteroid Impact & Deflection Assessment. In diesen Tagen beginnen die ersten Studien. Im kommenden Jahr soll endgültig über die Durchführung von AIDA entschieden werden. Dabei wird die Größe der Sonden auch über deren Preisschild entscheiden: Je größer ein Satellit ist, desto schwerer ist sein Startgewicht, desto mehr Treibstoff verbraucht er und desto teurer wird die gesamte Mission. Da dies jedoch ein leichtes Demonstrationsprojekt von nur etwa 500 Kilogramm Gewicht werden wird, das sich noch nicht zur Abwehr einer wirklichen Bedrohung aus dem All eignet, dürfte der europäische Anteil bei relativ preisgünstigen rund 150 Millionen Euro liegen.
Guido Meyer, science.ORF.at
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