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Klimawandel: Die Bäume "schwitzen"

Das Treibhausgas CO2 fördert bekanntlich den Klimawandel – aber auch das Wachstum der Pflanzen. Eine Studie zeigt: Die Wälder Europas verdunsten nun deutlich mehr Wasser als noch vor 100 Jahren.

Umwelt 12.05.2015

Kürzlich teilte die US-Wetterbehörde NOAA mit, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre einen neuen Höchststand erreicht habe. 400 ppm (Teile pro Million) betrage der Rekordwert nun. Für den Klimawandel verheißt das nichts Gutes, für die Forstwirtschaft indes muss das keine schlechte Nachricht sein.

Denn CO2 ist – neben Licht und Wasser – ein Grundbaustein der Photosynthese. Haben Bäume mehr davon zur Verfügung, wachsen sie in der Regel besser. Bislang nahm man an, dass das zusätzliche CO2 auch deren Wasserverbrauch drosseln sollte.

Die Studie

"Water-use efficiency and transpiration across European forests during the Anthropocene", Nature Climate Change (11.5.2015; doi: 10.1038/nclimate2614).

Wachstum "schluckt" höhere Effizienz

Hintergrund der Hypothese: Wenn Bäume ihre Spaltöffnungen an den Blättern öffnen, um Kohlendioxid aufzunehmen, entweicht genau dort Wasserdampf. Mehr CO2 in der Luft sollte bedeuten, dass die Bäume ihre Spaltöffnungen nicht so lange offen halten müssen – und somit weniger transpirieren.

Das ist im Prinzip richtig, schreiben Wissenschaftler im Fachblatt "Nature Climate Change". Die europäischen Wälder seien tatsächlich effizienter geworden, was ihren Wasserverbrauch anlangt. Dennoch sei ihr Gesamtverbrauch im 20. Jahrhundert um fünf Prozent gestiegen.

Ein Widerspruch? Nur scheinbar, schreiben die Forscher. Denn das zusätzliche CO2 habe die Blätter größer gemacht und die Wachstumsperiode verlängert. Fazit: Die gestiegene Effizienz wurde vom zusätzlichen Wachstum quasi verschluckt. So kam es, dass die Verdunstung im Zeitraum der letzten 100 Jahre einen neuen Höchststand erreicht hat.

Was das wiederum für das Klima bedeutet, wissen die Forscher noch nicht: Die Verdunstung von Wasser kostet Energie und verringert somit die Oberflächentemperatur in Waldregionen. Andererseits ist Wasserdampf selbst ein potentes Treibhausgas. Welcher der beiden Faktoren stärker ist, sollen nun neue Klimamodelle zeigen.

Robert Czepel, science.ORF.at

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