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Ein Stecker steckt im Anschluss eines Elektroautos

Ökobilanz hängt von Herkunft des Stroms ab

Elektroautos werden als Heilsbringer für das Klima gepriesen, da sie keine Treibhausgase und andere Schadstoffe ausstoßen. Doch sind sie über ihren gesamten Lebenszyklus tatsächlich so umweltfreundlich? Das hat die steirische Joanneum Research nun international untersucht.

Elektroautos 20.05.2015

"Haupteinfluss der Umweltbilanz eines E-Mobils ist die Herkunft des Stroms, mit dem die Batterien geladen werden", resümiert Gerfried Jungmeier von Joanneum Research.

Er hat im Auftrag der Internationalen Energieagentur das internationale Forschungsprojekt koordiniert. Dabei wurde weltweit in 33 Ländern anhand einer Vielzahl an Faktoren erhoben, inwieweit die strombetriebenen Autos tatsächlich zur Umweltentlastung beitragen können. Und zwar über den gesamten Lebensweg hinweg betrachtet: von der Produktion des Wagens über seine Nutzung bis zur Entsorgung.

Deutlich weniger Schadstoffe

Die Zahl der weltweit im Einsatz stehenden Elektroautos ist noch gering: Rund 700.000 Stück sind auf den Straßen unterwegs - "vor allem in den USA, Japan, China, Norwegen, Frankreich und Deutschland", wie Jungmeier am Mittwoch schilderte. In Österreich gebe es rund 3.500 Elektrofahrzeuge. Weltweit wollen die Hersteller in diesem Jahr die Ein-Millionen-Grenze erreichen.

Schon heute reduziere die weltweite Flotte an Elektrofahrzeugen die Luftemissionen deutlich - indem weniger konventionelle Autos unterwegs sind. Das habe die aktuelle und zugleich weltweit erste Studie gezeigt, die von den Experten des steirischen Forschungszentrums jüngst beim Electric Vehicle Symposium in Korea präsentiert wurde.

Im Vergleich zu neuen Benzin- und Dieselfahrzeugen seien durchschnittlich 60 Prozent weniger Staubemissionen berechnet worden. Dazu hätten sich die Emissionen, die Ozon bilden (vor allem Stickoxide und Kohlenwasserstoffe) um etwa 30 Prozent verringert, jene von Treibhausgasen um rund 20 Prozent.

Das österreichische Länderergebnis sieht noch deutlicher aus: Hierzulande verursachten E-Autos im Vergleich zu neuen Benzin- und Dieselfahrzeugen 65 Prozent weniger Staubemissionen, 40 Prozent weniger Treibhausgase und 60 Prozent weniger Emissionen mit Ozonbildungspotenzial.

Eine Frage der Stromerzeugung

Betrachtet man die einzelnen Länder, zeigen sich deutliche Differenzen, betonte Jungmeier: "Die Unterschiede sind aufgrund der länderspezifischen Stromerzeugung sehr groß", erklärte der Experte. So würden in Norwegen aufgrund der nahezu 100-prozentigen wasserkraftbasierten Stromerzeugung bis zu 80 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart und in Deutschland bis zu 75 Prozent der Staubemissionen reduziert.

In China stamme der Strom aus der Verbrennung von Kohle, wodurch im Moment der Betrieb von Elektroautos in China noch wenig umweltrelevante Vorteile bringe, erläuterte der Studienkoordinator vom Institut für Wasser, Energie und Nachhaltigkeit am Joanneum Research.

Um die Umweltvorteile der Strommobile im Lebenszyklus weiter zu verbessern, ist nach Ansicht des Grazers vor allem der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung notwendig. Weitere wichtige Faktoren seien ein effizientes Recycling der Batterien und ein energieeffizienter Fahrbetrieb, so Jungmeier.

science.ORF.at/APA

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