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Luftaufnahme des Regenwalds in Honduras

Bis zu 53.000 Baumarten in tropischen Wäldern

Die Artenvielfalt tropischer Wälder ist größer als gedacht. Forscher schätzten sie nun auf mindestens 40.000, möglicherweise mehr als 53.000 Baumarten. Das ist mehr als die bisherigen, mit hohem Unsicherheitsfaktor behafteten Schätzungen, deren Maximalwerte zwischen 37.000 und 50.000 lagen.

Waldzensus 02.06.2015

Die Artenvielfalt der Tropen wird oft als kostbarer Schatz der Natur bezeichnet. Seriöse Daten über die Zahl der Baumarten in den tropischen Regionen fehlen aber bisher, schreiben die Forscher um Ferry Slik von der Universität von Brunei Darussalam in ihrer Arbeit. Sie haben nun zahlreiche Waldbestandsdaten zusammengefasst und ausgewertet.

An der Studie war auch der der österreichische Forstwissenschaftler Hannsjörg Wöll beteiligt, der 45 Jahre lang in Entwicklungsländern tätig war. Von 1976 bis 1982 habe er Daten über westafrikanische Wälder, vor allem in Liberia, erhoben und eine Vollaufnahme von 25 Hektar eines fast unberührten Regenwalds im Südosten Liberias sowie Nachmessungen durchgeführt, sagte er zur APA. Diese Ergebnisse seien in die Datensätze eingegangen.

"Verarmte" afrikanische Wälder

Die Studie:

"An estimate of the number of tropical tree species" ist am 1. Juni 2015 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen.

Entgegen der bisherigen Annahme sind die tropischen Wälder der indo-pazifischen Region mit 19.000 bis 25.000 verschiedenen Baumarten ebenso artenreich wie die amerikanische Tropenregion, zeigt die Auswertung. Vergleichsweise verarmt sind dagegen die tropischen Wälder Afrikas mit nur 4.500 bis 6.000 Baumarten. Zum Vergleich: In den gemäßigten Zonen Europas sind nach Angaben der Wissenschafter 124 Baumarten beheimatet.

Die Arbeit zeigte außerdem, dass der Großteil der Baumarten "sehr selten und angesichts der derzeitigen Abholzungsraten vom Aussterben bedroht sind", wie die Wissenschaftler schreiben. Die Artenzusammensetzung der amerikanischen, indo-pazifischen und afrikanischen Tropenwälder unterscheidet sich stark, nur sehr wenige Arten würden gleichzeitig in den Regionen vorkommen.

Massives Artensterben

Die vergleichsweise geringe Biodiversität in afrikanischen Wäldern stützt nach Ansicht der Forscher die Hypothese mehrerer massiver Artensterben in der Region. Grund dafür sei ein wiederholter Rückgang der Waldfläche während des Pleistozäns (zwischen 2,5 Mio. bis etwa 12.000 Jahren vor heute) gewesen.

Bei der Ausbreitung auf die heutige Fläche hätten die Wälder dabei nur auf einen eingeschränkten Artenpool zurückgreifen können.

science.ORF.at/APA

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