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Kraftwerksschlote und Rauch vor blauem Himmel

"Weltweite Energiewende hat begonnen"

"Nur" zwei Grad weltweit wärmer als vor der Industriellen Revolution bis 2050: Dann wären die Folgen des Klimawandels noch halbwegs erträglich. Die meisten Experten gehen davon aus, dass dieses Zweigradziel deutlich überschritten wird. Eine neue Studie sieht aber eine Trendwende.

Klima 03.06.2015

Erstmals sank im Vorjahr der Ausstoß der energiebedingten Treibhausgase - obwohl die Weltwirtschaft wuchs. Außerdem wird weltweit immer mehr auf erneuerbare Energien gesetzt und immer weniger auf Kohle.

Damit das Zweigradziel erreicht werden kann, müssten sich diese Tendenzen aber deutlich verstärken und beschleunigen.

Die Studie

"Indizien für eine Trendwende in der internationalen Klima- und Energiepolitik " von Jan Burck, Stefanie Zanger und Christoph Bals ist am 3.6. auf der Website von Germanwatch erschienen. (PDF-Datei)

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CO2-Emissionen stagnieren

Am Mittwoch hat die deutsche Umwelt -und Entwicklungsorganisation Germanwatch eine Studie veröffentlicht, die zu dem Schluss kommt, dass "die globale Energiewende bereits begonnen hat".

Als Zeichen dafür sieht Germanwatch den Umstand, dass sich der in den Jahren zuvor rasant gestiegene CO2-Ausstoß seit 2012 abgeflacht hat. Im Jahr 2014 blieben die energiebedingten Emissionen zum ersten Mal gleich: Sie lagen bei 32 Milliarden Tonnen CO2, obwohl die Weltwirtschaft in dem Jahr um drei Prozent wuchs. Der Trend gilt auch für China, den größten Verursacher der Emissionen.

Außerdem seien die Kosten für erneuerbare Energien in den vergangenen Jahren stärker gefallen als erwartet, der Ausbau habe dadurch stark zugenommen. Rrneuerbare-Energien-Kraftwerke machten 2013 laut Germanwatch mehr als die Hälfte der weltweit neu gebauten Kapazitäten aus.

Die Tendenz gelte nicht nur für Industrienationen, sondern auch für Schwellen- und Entwicklungsländer. Bereits 18 Länder erzeugen mehr als zehn Prozent ihres Strombedarfs aus erneuerbaren Energien (ohne Wasserkraft). Darunter befindet sich auch Österreich.

Weniger Kohle

Zudem sieht die Umweltorganisation Germanwatch auch Anzeichen dafür, dass der Boom der Kohlenutzung vorbei ist. In China sei der Kohleverbrauch 2014 um fast drei Prozent gesunken, obwohl die Wirtschaft um über sieben Prozent gewachsen ist. In China und den USA hätten sich Wirtschaftswachstum und Kohleverbrauch entkoppelt. Seit 2010 sei "weltweit nur jedes dritte geplante Kohlekraftwerk gebaut und der Rest auf Eis gelegt oder komplett gestoppt worden". Das führe zu Nervosität bei den Kohleinvestoren: Einige große Fonds hätten Kohle bereits aus ihrem Portfolio entfernt.

Aus Sicht der Klimapolitik sind das gute Nachrichten. Aber: "Die positiven Tendenzen bedeuten nicht, dass die … notwendige Trendwende bei Klimaemissionen und Energiepolitik schon da sei", heißt es in der Studie. Es sei die Aufgabe der Regierungen dieser Welt - national, beim G-7-Gipfel in Elmau und beim Klimagipfel in Paris im Dezember - aus den positiven Signalen einen stabilen, sich selbst beschleunigenden Trend zu machen, meinte der Germanwatch-Klimaexperte Jan Burck in der "Frankfurter Rundschau".

Zudem besteht laut Burck die Gefahr, dass die derzeit sehr niedrigen Ölpreise die Emissionen wieder hochtreiben. "Von den Regierungen brauchen wir ein klares Signal, dass vier Fünftel der Reserven an Kohle, Öl und Gas unter der Erde bleiben müssen", forderte der Klimaexperte.

Das Zweigradziel bleibt in jedem Fall höchst ambitioniert: Um es zu erreichen, müssten die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen bis 2050 um mindestens 50 Prozent und in den Industrieländern um 80 bis 95 Prozent (gegenüber 1990) verringert werden.

science.ORF.at/APA/AFP

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