Mit zu Schwämmen umfunktionierten Blättern trinken die Primaten bis zu drei Liter pro Trinkgelage, belegen Beobachtungen eines Teams vom anthropologischen Forschungszentrum (CRIA) in Lissabon.
Alkoholabbau als Vorteil
Die Studie in "Open Science":
"Tools to tipple: ethanol ingestion by wild chimpanzees using leaf-sponges" (sobald online) von Kimberley J. Hockings et al., erschienen am 10. Juni 2015.
Ö1 Sendungshinweis:
Darüber berichtet auch Wissen Aktuell am 10.6. um 13:55.
Danach zeigten die Primaten Anzeichen eines Rausches oder legten sich sogleich schlafen, berichten die Forscher um Kimberley Hockings. Es war bereits bekannt, dass Affen in Gefangenschaft Alkohol konsumieren, wenn sie können, schreiben die Autoren. Die eingeschleppten Westlichen Grünmeerkatzen auf der Karibikinsel St. Kitts sind etwa berüchtigt dafür, die Cocktails der Touristen zu stehlen. Doch bei wilden Affen gebe es bisher keine gesicherten Hinweise zum Alkoholkonsum.
Allerdings wiesen genetische Studie darauf hin, dass schon beim vor Millionen von Jahren lebenden gemeinsamen Vorfahren von Primaten und Menschen eine Erbgutveränderung auftrat, mit welcher der Körper Alkohol 40-mal besser abbauen konnte. Alkohol entsteht oft in überreifen Früchten - die Fähigkeit, ihn zu verdauen, könnte für Früchte verzehrende Tiere einen evolutionären Vorteil darstellen.
Kurz, aber intensiv
In Bossou in Guinea sammeln die Menschen Saft von Palmen, indem sie ihn in Plastikbehältern unter der Baumkrone auffangen. Die darin enthaltenen Zucker fermentieren leicht, und der Saft enthält im Schnitt etwa drei Volumenprozent Alkohol, maximal 6,9 Volumenprozent. Diesen trinken die Menschen ohne weitere Bearbeitung.
Wenn ihnen die Schimpansen nicht zuvorkommen: Hockings und ihre Kollegen filmten zwischen 1995 und 2012 wilde Schimpansen dabei, wie sie sich an diesen Behältern gütlich taten. Bis zu zehnmal pro Minute tauchten die Tiere ihre zerkauten Blattschwämme in den Saft und nahmen dabei im Schnitt einen Liter "Palmwein" zu sich.
Die Gelage dauerten zwischen einer und 30 Minuten, und die Primaten tranken entweder allein oder in der Gruppe. Die Schimpansen in Bossou trinken fermentierten Palmsaft selten, aber regelmäßig, lautet das Fazit der Wissenschaftler. "Manche Tiere konsumierten beträchtliche Mengen Alkohol und zeigten Anzeichen von Trunkenheit", schreiben sie. Entsprechende Daten von Gorillas und Bonobos wären hilfreich, um herauszufinden, welche von ihren nahen Verwandten ebenfalls Alkohol verdauen können.
science.ORF.at/APA/sda