Standort: science.ORF.at / Meldung: "Honig lässt Wunden schneller heilen"

Ein Löffel Honig

Honig lässt Wunden schneller heilen

Schon unsere Eltern wussten: Honig hilft gegen Husten und Halsweh. Dass sich Honig tatsächlich als Arzneimittel eignet, wurde aber erst in den letzten Jahren wissenschaftlich bewiesen. Mittlerweile findet er sich als Mittel zur Versorgung von chronischen Wunden im Medikamentenschrank vieler Krankenhäuser.

Medizin 22.06.2015

Durch den hohen Zuckergehalt und andere Inhaltsstoffe wirkt Honig antibakteriell und übertrifft in seiner Effizienz sogar manche Antibiotika - gänzlich ersetzen kann er die künstlichen Bakterienvernichter aber nicht.

Kombination aus wirksamen Substanzen

Ö1 Sendungshinweise:

Über Honig als Arzneimittel in Krankenhäusern berichtete auch "Wissen Aktuell" am 22. Juni 2015 um 13.55 Uhr. Über die Vielfalt der Wildbienen berichtet zwischen 22. und 26. Juni täglich "Vom Leben der Natur" um 8.55 Uhr.

Schwerpunkt "Mutter Erde":

Der ORF widmet heuer seinen "Mutter Erde"-Schwerpunkt den Bienen, in der Schwerpunktwoche von 20. bis 26. Juni wird in allen Medien berichtet. Geplant sind auch Aktionen mit direkter Publikumsbeteiligung.

Studien:

Links:

"In der Wundpflege gibt es den sogenannten 'medizinischen Honig'. Man konnte bei chronischen Wunden und oberflächlichen Verbrennungen zeigen, dass er nicht nur einen anti-bakteriellen Effekt hat, sondern auch zur Verbesserung der Wundheilung und Verkleinerung der Wunde führt", erklärt die Leiterin der Krankenhaushygiene an der Medizinischen Universität Wien, Elisabeth Presterl, im Gespräch mit science.ORF.at. An der Medizin-Uni Wien wird er deshalb bei genau solchen schlecht heilenden Wunden verwendet, die etwa durch Gefäßstörungen verursacht werden.

Den Zusatz "medizinisch" bekommt dieser in der Klinik verwendete Honig, weil er ein hinsichtlich Feuchtigkeit und Zuckergehalt genau genormtes Produkt ist und frei von Verunreinigungen sein muss. Er wird also noch genauer kontrolliert als das Naturprodukt.

Die positive Wirkung von Honig auf Wunden hat mehrere Gründe, sagt die Medizinerin. Da ist einmal der hohe Zuckergehalt: "Zucker ist ein Konservierungsmittel und kann Bakterien abtöten. Darüber hinaus gibt es aber noch andere Inhaltsstoffe wie Polyphenole, Aminosäuren und Substanzen, die etwa Immunzellen stimulieren - das alles könnte in Kombination die Wirksamkeit von Honig ausmachen."

Honig als neues Antibiotikum?

Ist Honig also das neue Antibiotikum in der Wundpflege? Generell könne man Antibiotika sicherlich nicht durch Honig ersetzen, hält Elisabeth Presterl von der Medizin-Uni Wien fest. Gerade bei schweren Wundinfektionen sei es nicht sinnvoll, sie nur lokal zu behandeln, da brauche es eine ergänzende Einnahme von Antibiotika.

Bei den leichteren Fällen sei es aber sinnvoll, eine Wunde zuerst einmal oberflächlich mit dem salbenähnlichen medizinischen Honig zu behandeln: "Wir verabreichen noch immer viel zu oft und zu rasch Antibiotika. Honig ist eine Möglichkeit, um den Antibiotikaverbrauch auf das unbedingt nötige Maß zu reduzieren."

Wirksam gegen resistente Keime

Und auch im Kampf gegen gefährliche Krankenhauskeime könnte Honig eine Rolle spielen, erklärt Elisabeth Presterl: "Es gab Versuche im Reagenzglas, laut denen Honig auf multiresistente Keime wirken kann." Honig konnte demnach im Labor Bakterien abtöten, bei denen Antibiotika versagt hatten.

Nicht zuletzt deshalb kommt er in der Hygienerichtlinie der Medizin-Uni Wien zum Thema MRSA vor - also jenen multiresistenten, potenziell tödlichen Bakterien, die zuletzt in deutschen Krankenhäusern grassierten.

Angina & Co

Dass eingenommener Honig auch gut für die Gesundheit ist, dafür gibt es laut der Medizinerin keine harte Evidenz. Zwar zeigten Studien, dass er nach Mandeloperationen bzw. bei Halsweh die Schmerzen reduziere, ein Placebo hatte allerdings - ebenso wie ein richtiges Schmerzmittel - die gleiche Wirkung. Und auch bei Angina fehlen Belege, dass geschluckter Honig antibakteriell wirkt.

Hier solle man nach dem Motto "Was gut tut, ist hilfreich" vorgehen, meint Elisabeth Presterl - und gesteht abschließend, dass auch sie bei Halsweh zu einem Glas warmer Milch mit Honig greift.

Elke Ziegler, science.ORF.at

Jüngste Meldungen zu Bienen: