Babys und Kleinkinder lieben es zu lachen, angeblich tun sie es bis zu 400 Mal am Tag. Erwachsene genießen es, ihnen dabei zuzusehen, und versuchen daher, sie mit immer neuen Tricks, Grimassen und ähnlichem Unsinn zum Lachen zu bringen. Wie die experimentelle Untersuchung der Forscher um Rana Esseily von der Université Paris Descartes zeigt, bringt das Gelächter den Kleinen nicht nur Genuss, sondern hilft ihnen anscheinend auch neue Dinge schneller zu lernen.
Die Studie in "Cognition&Emotion":
"Humour production may enhance observational learning of a new tool-use action in 18-month-old infants" von Rana Esseily et al., erschienen im Mai 2015.
Schon bisher war bekannt, dass es bei größeren Kindern im Kindergarten- und Schulalter sinnvoll ist, Inhalte möglichst amüsant zu vermitteln. Das schärft die Aufmerksamkeit, verbessert die Motivation, die Wahrnehmung sowie das Erinnerungsvermögen und hilft damit beim Lernen.
Humoristische Einlagen
Der Effekt ist aber offenbar schon viel früher messbar. In ihrer Studie versuchten die Forscher, 53 Eineinhalbjährigen beizubringen, wie sie mit Hilfe eines Kartonrechens eine Spielzeugente erreichen und zu sich ziehen können. Die eine Hälfte der kleinen Probanden sah eine völlig sachliche Demonstration, bei der die Forscher am Ende nur etwas mit der Ente spielten. Die Vorführung für den Rest der Gruppe enthielt eine humoristische Einlage. Sobald die Erwachsenen die Ente erreicht hatten, ließen sie diese mit einem Plumps wieder auf dem Boden fallen und lächelten dabei. Das brachte etwa die Hälfte der Kinder dieser Versuchsgruppe tatsächlich zum Lachen.
Danach wurde der Lerneffekt überprüft: Die Forscher platzierten den Rechen in unmittelbarer Nähe des getesteten Kleinkinds und warteten dann, ob dieses die zuvor vorgeführte Handlung wiederholt. Von den Krabbelkindern, die bei der Vorführung gelacht hatten, griffen sich alle bis auf eines das Hilfsgerät, um die Ente zu erreichen. Bei jenen, die die humoristische Einlage nicht witzig gefunden hatten, war es nur ein Fünftel, in der sachlichen Demonstrationsgruppe ein Viertel der Teilnehmer.
"Die Resultate legen nahe, dass Lachen schon im Alter von weniger als zwei Jahren das Lernen fördert", schreiben die Forscher. Einschränkend ergänzen sie allerdings: Die Ergebnisse ließen sich aber auch anders interpretieren. Es könnte z.B. sein, dass die lachenden Kinder generell weiter in ihrer Entwicklung sind. Das Lachen selbst muss zudem nicht entscheidend sein, vielleicht hätten andere positive Gefühle eine ähnliche Wirkung. Welche Mechanismen tatsächlich entscheidend sind, soll in weiteren Untersuchungen geklärt werden. Kinder auch weiterhin möglichst häufig zum Lachen zu bringen, ist auf keinen Fall verkehrt.
Eva Obermüller, science.ORF.at