In den Modellen der Klimaforscher gehören die Wolken zu den Unsicherheitsfaktoren. Denn über ihre Entstehung weiß man noch vergleichsweise wenig. Was allerdings wichtig wäre, denn eine dichte Wolkendecke bedeutet, dass die Strahlung der Sonne reflektiert wird und die Atmosphäre Energie ans Weltall abgibt. Kurzum: Wolken wirken dem Treibhauseffekt entgegen.
Daniel McCoy von der University of Washington und Susannah Burrows vom Pacific Northwest National Laboratory haben sich nun die Entstehung von Wolken über dem Südlichen Ozean genauer angesehen. Über dem Festland wirkt sich, das war schon bisher bekannt, etwa die Luftverschmutzung durch Verkehr und Industrie positiv auf die Wolkenbildung aus. Ähnliches gilt für Staub und organische Teilchen.
Die Studie:
"Natural aerosols explain seasonal and spatial patterns of Southern Ocean cloud albedo" von Daniel McCo und Kollegen ist am 17.7.2015 in "Science Advances" erschienen.

Daniel McCoy
Über dem Meer sieht es anders aus, denn der menschliche Einfluss ist hier vergleichweise gering. Hier galt in die Atmosphäre befördertes Meeressalz bisher als wichtigster Kondensationskeim für Wassertröpfchen. Salz ist wichtig, bestätigen McCoy und Burrows ihrer aktuellen Studie, wenngleich nicht der einzige Faktor.
Satellitenmessungen zeigen nämlich, dass die Zahl der Wolkentröpfchen im Sommer viel größer ist als im Winter. Mit reiner Physik lässt sich das nicht erklären. Berücksichtigt man in Modellen auch das Wachstum des Meeresplanktons, hingegen schon. "Der Einfluss des Planktons ist groß", sagt Burrows. "Der Wind erzeugt eine Menge Gischt und befördert viele marine Mikroorganismen in die Luft sowie die von ihnen hergestellten Schwebeteilchen."
Wolkentröpfchen verdoppelt
"Aerosole" heißen diese festen oder flüssigen Schwebeteilchen, die die Wolkenbildung anregen. Im Fall des Planktons sind das zweierlei Arten, heißt es in der im Fachblatt "Science Advances" erschienen Studie. Zum einen geben die Kleinstlebewesen gasförmige Schwefelverbindungen ab, die in der Atmosphäre zu SO4 umgebaut werden. Und sie entlassen auch größere organische Moleküle an ihre Umgebung.

Susannah M. Burrows
Beide zusammen haben eine beträchtliche Wirkung, rechnen McCoy und Burrows vor: Gäbe es im Sommer kein Plankton im Meer, wären nur halb so viele Wolkentröpfchen vorhanden - und die Wolken entsprechend durchlässiger.
Beziehungsweise aufs ganze Jahr umgerechnet: Dank dem Plankton reflektieren die Wolken vier zusätzliche Watt pro Quadratmeter an Sonnenenergie. Diese Werte gelten zwar nur für die südlichen Gewässer, es sei aber wahrscheinlich, dass Ähnliches auch für die Nordhalbkugel gelte.
Für die Genauigkeit der Klimamodelle sind die Ergebnisse dieser Studie zweifelsohne eine gute Nachricht. Ob das auch für das Weltklima gilt, bleibt indes unklar. Seit Jahren schon geistert in der Fachgemeinde die Idee herum, man könnte doch die Pufferwirkung der Ozeane und der Atmosphäre künstlich verstärken. Etwa, indem man die Ozeane mit Eisen düngt, damit sich mehr Plankton bildet. Oder durch Freisetzung zusätzlicher Aerosole, damit mehr Wolken entstehen.
Forscher des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung haben letztes Jahr die populärsten Konzepte dieses "Climate Engineering" bewertet - leider mit ernüchterndem Ergebnis. Fazit: Die Methoden sind entweder ineffizient oder gefährlich. Das Klimaproblem werden sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lösen.
Robert Czepel, science.ORF.at
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