40 Millionen Euro wurden allein vom Wissenschaftsministerium seit 2011 in die sogenannten MINT-Fächer investiert. "MINT", das steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Investiert wurde das Geld laut Wissenschaftsministerium in erster Linie in Geräte und Räume, Personal und Mentoring-Programme.
Laut Auskunft des Wissenschaftsministeriums gingen die größten Anteile der investierten 40 Millionen Euro an folgende Universitäten: Den umfangreichsten Betrag erhielt mit rund 9,7 Mio. Euro die Uni Wien, gefolgt von der BOKU (6 Mio.), der TU Wien (4,7 Mio.) der Uni Graz (4,4 Mio.) und der Uni Salzburg (4,1 Mio.).
Ö1-Sendungshinweis
Über dieses Thema berichtet auch das Mittagsjournal am 6.8.2015, ab 12 Uhr.
Tatsächlich ist die Zahl jener, die diese MINT-Fächer studieren und absolvieren, in den letzten Jahren stark gestiegen - allerdings kaum stärker als in anderen Disziplinen wie den Geistes- und Sozialwissenschaften. Studieren nun mehr Frauen diese Fächer, was ja auch ein Ziel der Initiative war?
Nicht wirklich, sagt Brigitte Ratzer, Leiterin der Abteilung Genderkompetenz an der Technischen Universität Wien: "Wir haben einen gleichbleibend niedrigen Frauenanteil. 25 Prozent – das klingt im Durchschnitt recht gut. Nur wenn man sich die Zahlen im Detail ansieht: Es gibt nach wie vor Fächer mit nur zehn Prozent Frauenanteil."
Keine Jobs für ausländische Technikerinnen
Dass das Interesse von Mädchen an technisch-naturwissenschaftlichen Fächern trotz vieler Maßnahmen nicht stärker wächst als jenes der Burschen, führt die Chemikerin auf die geringe Beachtung zurück, die dieses Thema an den Schulen bekommt. Das Wissenschaftsministerium reagiert auf die Forderung der Wirtschaft nach mehr Fachkräften mit dem Vorhaben, die Studierendenzahlen weiter zu steigern.
Ratzer sieht das skeptisch: In vielen Fächern – etwa Architektur, Informatik, mittlerweile auch in der technischen Chemie – gebe keinerlei Kapazitäten mehr. Ihrer Ansicht nach müsste man eher weniger Erstsemestrige aufnehmen denn mehr.
Dass die Wirtschaft tatsächlich zu wenig Fachkräfte findet, möge in manchen Sparten stimmen - aber: "Ich beobachte mit zunehmender Verstimmung, dass es für die Kolleginnen, die hier im Haus ein Studium absolviert haben und die eine nicht-österreichische Staatsbürgerinnenschaft besitzen, offenbar recht schwierig ist, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen."
40 Prozent der Studentinnen an der TU Wien besitzen einen nicht-österreichischen Pass. Aussehen oder Kopftuch scheinen noch immer Ausschlusskriterien zu sein. "Insofern kann ich diesen lauten Ruf aus der Wirtschaft – 'Wir brauchen Fachkräfte – und es gibt keine' nur teilweise nachvollziehen", sagt Ratzer.
Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft
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