Etwa 43 Prozent der erwarteten Rückgangs an Ozon im Westen der USA seien durch Ozontransporte aus China aufgehoben worden, berichtet ein Team um Willem Verstraeten von der Universität Wageningen in den Niederlanden. Ihre Studie zeige, wie wichtig globale Anstrengungen bei der Bekämpfung von regionaler Luftverschmutzung und des Klimawandels seien.
Die Studie:
"Rapid increases in tropospheric ozone production and export from China" von Willem Verstraeten und Kollegen ist am 10. August 2015 in "Nature Geoscience" erschienen (sobald online).
Ein globales Problem
Eine Hauptquelle für Ozon sind Abgase aus Industrie und Verkehr. Unter Einfluss von UV-Strahlung werden Stickstoffoxide und Kohlenwasserstoff zu Ozon umgewandelt. In bodennahen Schichten beeinträchtigt das Ozon sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Funktion von Ökosystemen.
In der Troposphäre - der untersten Schicht der Atmosphäre - wirkt das Ozon als Treibhausgas. Ist es einmal gebildet, hat es eine Lebensdauer von mehreren Wochen und kann mit dem Wind auch über weite Strecken transportiert werden.
Willem Verstraeten und seine Mitarbeiter haben nun Satellitenmessungen der Konzentration von Ozon und seinem Vorläufer Stickstoffdioxid in der Troposphäre ausgewertet. Mit Hilfe von Modellen simulierten sie die Verteilung des Ozons über längere Strecken.
Sie fanden, dass die Ozonkonzentration in der Troposphäre über China zwischen 2005 und 2010 um sieben Prozent gestiegen ist. Im gleichen Zeitraum nahm die Konzentration an Stickstoffoxiden 21 Prozent zu. Im Westen der USA war der messbare Gehalt an Stickstoffdioxid aufgrund strengerer Vorgaben zum Emissionsschutz in vielen Regionen erheblich gesunken. Dennoch hat die Ozonbelastung dort kaum abgenommen.
Auch China wird beeinflusst – etwa von Indien
Es sei notwendig, die Entwicklung über längere Zeiträume zu beobachten, um zu prüfen, ob der Trend anhält, kommentiert Ruth Doherty von der University of Edinburgh die Studie.
Zudem sei es interessant, zu untersuchen, wie die chinesischen Ozonwerte durch Emissionen in Indien und anderen Teilen Asiens beeinflusst werden. "Die Ergebnisse bekräftigen die Hinweise, dass es für eine effektive Kontrolle der Ozonluftqualität auf jeglichem in Windrichtung liegendem Kontinent nationaler Kontrollen und internationaler Übereinkünfte bedarf."
Im vergangenen Jahr hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Analyse zu den Folgen von Luftverschmutzung vorgelegt. Demnach sterben jährlich sieben Millionen Menschen an den Folgen - doppelt so viele wie bisher angenommen.
Die häufigsten dadurch bedingten Todesursachen seien Schlaganfälle und Erkrankungen der Herzkranzgefäße, gefolgt von chronischen Lungenerkrankungen. Am stärksten von Luftverschmutzung betroffen sind nach WHO-Angaben die Entwicklungs- und Schwellenländer Südostasiens und der Westpazifikregion. Auf China und Indien entfallen demnach etwa drei Viertel aller Smog-Todesfälle.
science.ORF.at/dpa