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Geldscheine und Münzen

Was Österreichs Rektoren verdienen

Etwa 200.000 Euro plus Prämien verdienen Österreichs Rektoren und Rektorinnen pro Jahr. Das geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen hervor. Die meisten Universitäten haben dabei nur die Gesamt-Personalkosten der Rektorate angegeben - Details lieferten nur fünf Unis.

Universitäten 19.08.2015

Die Grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer hatte angefragt, wie hoch die Gehälter der Rektoren und Vizerektoren sind. Geantwortet haben die meisten Unis mit Angaben zu den Gesamt-Personalkosten der Rektorate. Und die sind sehr unterschiedlich, wie sich an ihren Rechnungsabschlüsse ablesen lässt.

Wenig Details

Da in den Rechnungsabschlüssen lediglich der Gesamtbetrag der Aufwendungen für die aus einem Rektor und bis zu vier Vizerektoren bestehenden Rektorate angegeben werden, sei nicht ersichtlich, "auf welche Höhe sich Gehälter und allfällige Sonderzahlungen der Rektoratsmitglieder belaufen", heißt es in der Anfrage an Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Laut dem Wissenschaftsministerium fällt der Inhalt der Anfrage in die Uni-Autonomie und daher nicht in die Zuständigkeit des Ressorts.

Die Hochschulen wurden aber um Stellungnahmen ersucht, die der APA vorliegen. Bis auf die Universität Innsbruck haben alle angesprochenen Unis (insgesamt 22) einer Veröffentlichung zugestimmt, heißt es in der Beantwortung. Mit dem Verweis auf den Datenschutz seitens der Unis finden sich in vielen Berichten aber wenig konkrete Angaben.

Die Jahres-Rechnungsabschlüsse für 2014 weisen große Unterschiede aus: Die Angaben (jeweils brutto) reichen von 286.544 Euro für das Rektorat an Wiener Universität für angewandte Kunst (Angewandte) bis 1.117.499 Euro an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Das liegt auch in der unterschiedlichen Personalstruktur der Rektorate begründet.

"Überzogene" Gehälter

Die Angewandte ist eine der fünf Unis, die in ihrer Stellungnahme die Jahresgehälter im Rektorat auch im Detail angibt. Mit Stand Juli 2015 beläuft sich das Rektorengehalt auf 187.110 Euro. Die nebenamtlich tätigen Vizerektoren erhalten Funktionszulagen von 30.000 bis 36.000 Euro. Die Leistungsprämie des Rektors beträgt bei Erfüllung von mit dem Universitätsrat vereinbarten Kriterien zehn Prozent des Jahresgehalts.

Am anderen Ende des Gesamtaufwands-Spektrums in dem Bereich steht die WU Wien: Auch sie gibt detailliert Einblick in die Bezüge und Sonderzahlungen. Das Gehalt des Rektors belief sich 2014 auf 234.830 Euro, die ausbezahlte Leistungsprämie auf etwa 35.043 Euro. Die Bezüge der Vollzeit-Vizerektoren bewegen sich in etwa zwischen 173.047 und 199.095 Euro, die Prämien liegen zwischen 25.901 und 29.710 Euro. An der WU ist das Rektorat mit insgesamt drei Vollzeit-Vizerektoren und einem nebenberuflichen Vizerektor breiter aufgestellt.

Neben der Angewandten und der WU machten auch Österreichs größte Hochschule, die Universität Wien sowie die Technische Universität (TU) Wien und die Kunstuniversität Linz genaue Angaben. An der Uni Wien betrug das Rektors-Grundgehalt 2014 207.691 und die Prämie 49.099 Euro. An der TU Wien wird seit 2011 für den Rektorsposten von einem Basisgehalt von 189.753 wertgesichert ausgegangen, wie sich das Gehalt seither detailliert entwickelt hat, steht nicht in den Angaben. Die ausbezahlte Rektors-Prämie belief sich 2014 auf 37.252 Euro. An der Kunstuni Linz erhielt der Rektor in vergangenen Jahr 165.492 und eine Prämie von 24.823 Euro. Insgesamt dreizehn Unis nannten in ihren Beantwortungen Gesamtzahlen für das Rektorat.

Dass manche Hochschulen in ihren insgesamt sehr unterschiedlichen Stellungnahmen "sogar ganz ohne Zahlenangaben auskommen", ist für Maurer "schade, da hier eine Chance auf Transparenz vertan wurde", wie sie der APA erklärte. Als öffentliche Einrichtungen sollten die Unis ihrer Ansicht nach vollständige Angaben machen. Maurer bezeichnete die Rektoren-Gehälter etwa im Vergleich zu einem Ministergehalt als "völlig überzogen", räumte allerdings ein, dass die Anforderungen an die Rektorate in den vergangene Jahre stark gestiegen seien.

Rektorengehälter "im Rahmen"

Die Gehälter der Rektoren der 21 in der Universitätenkonferenz (uniko) vertretenen österreichischen Hochschulen halten sich für uniko-Präsident Heinrich Schmidinger "im Rahmen der öffentlichen Wirtschaft". In Richtung der Grünen Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer erklärte er, dass er es für "nicht angebracht" halte, von "völlig überzogenen" Bezügen zu sprechen, heißt es in einer Aussendung.

Schmidinger weist darauf hin, dass die Unis mit einer Ausnahme auf eine von Maurer eingebrachte parlamentarische Anfrage zur Höhe der Gehälter in den Rektoraten geantwortet haben. Man strebe "größtmögliche Transparenz auch hinsichtlich der Gehälter innerhalb der Universitätsleitungen zu dokumentieren" an.

Die Höhe der Bezüge, die in den Stellungnahmen von fünf Universitäten im Detail dargelegt wurden, liege im Bereich der "Vorstands- bzw. Geschäftsführungsgehälter von öffentlichen Unternehmen und Einrichtungen", so der uniko-Chef. Gemessen an der Zahl an Beschäftigten und Universitätsangehörigen würden Rektoren in vielen Fällen "eine höhere Verantwortung als Direktorinnen oder Direktoren von öffentlichen Einrichtungen, sei es im Bereich der Kunst oder in der Erbringung von wirtschaftlichen, technischen oder auch Finanzdienstleistungen" tragen.

science.ORF.at/APA

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