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Pottwale unter Wasser

Wale lernen Dialekt von ihren Freunden

Pottwale kommunizieren in Dialekten und grenzen sich dadurch von Artgenossen anderer Gruppen ab. Nach Ansicht von Forschern entwickeln sich dabei Sozialstrukturen - und zwar auf durchaus ähnliche Weise wie beim Menschen.

Tiersprache 08.09.2015

Pottwale leben in größeren Gemeinschaften zusammen. Clans bestehen aus mehreren Walfamilien, denen wiederum mehrere Individuen angehören. Jeder dieser Pottwal-Clans nutzt zur Kommunikation ein ganz spezifisches Repertoire an akustischen Klicklauten, sogenannte Codas - also eine Art Dialekt. Bislang war unklar, wie sich die Clans und ihre Dialekte herausbilden. Junge Pottwale hören nämlich durchaus die Codas anderer Clans.

Die Studie

"Multilevel animal societies can emerge from cultural transmission", Nature Communications (8.9.2015).

Um das herauszufinden, haben Forscher um Maurício Cantor von der kanadischen Dalhousie University Pottwale in der Nähe der Galapagos-Inseln beobachtet. Sie sammelten große Datenmengen über deren soziale Interaktionen und Klickmuster und führten sie dann in einem computerbasierten Modell zusammen. Das Ergebnis: Die Clans entstehen keineswegs zufällig.

Schwanzflossen von Pottwale ragen im Dämmerlicht aus dem Meer

Mauricio Cantor, Whitehead Lab, Dalhousie University

Weibliche Pottwale kommunizieren bei der Nahrungssuche.

Laut Studie lernen Wale vor allem dann die Klickmuster ihrer Artgenossen, wenn diese sich ähnlich wie sie selbst verhalten - ganz nach dem Motto "Gleich und Gleich gesellt sich gern". Andere mögliche Erklärungen, etwa die Vererbung der Klickmuster oder die willkürliche Bindung an einen bestimmten Dialekt konnten die Modellrechnungen für die im Pazifik beobachteten Wale hingegen nicht bestätigen.

Hörbeispiel:

So klingen die Klicklaute der Pottwale.

Das legt nahe, dass tatsächlich der Informationsfluss innerhalb der Gruppen, etwa durch akustische Signale, für die Bildung der Clans und auch ihren Zusammenhalt wichtig ist.

Der Prozess, wie sich diverse Kulturen unter Menschen entwickeln, könne also durchaus auch bei tierischen Gesellschaften eine Rolle spielen, resümiert Cantor. Solche Erkenntnisse seien ein entscheidender Schritt, um Unterschiede und Übereinstimmungen zwischen menschlichen und tierischen Kulturen zu beurteilen.

science.ORF.at/dpa

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