Standort: science.ORF.at / Meldung: "Affen erinnern sich an "Thriller""

Aggressiver Schimpanse zeigt die Zähne

Affen erinnern sich an "Thriller"

Eine Dusche, eine Frau und der Mörder: Wer denkt dabei nicht an die spannende Szene aus Alfred Hitchcocks Film "Psycho"? Forscher haben nun herausgefunden, dass sich nicht nur Menschen an derartige Filmausschnitte erinnern können. Auch Schimpansen und Bonobos vergessen keine guten "Thriller".

Verhaltensforschung 18.09.2015

Dass Menschenaffen über ein Langzeitgedächtnis verfügen, konnte schon in einigen Studien beobachtet werden. Etwa wenn Wissenschaftler Gegenstände versteckt haben, die die Affen brauchen, um an Nahrung zu kommen. Noch Jahre später wissen sie, bei einer Wiederholung des Experiments, wo sie das Werkzeug finden, um problemlos an das Essen zu kommen.

Die Studie:

"Great Apes Make Anticipatory Looks Based on Long-Term Memory of Single Events" von Fumihiro Kano und Satoshi Hirata ist am 17. September in "Current Biology" erschienen.

Fumihiro Kano und Satoshi Hirata von der Kyoto University haben nun einen anderen Ansatz verfolgt. Sie haben untersucht, ob Affen sich auch an Ereignisse erinnern, die sie nur auf dem Bildschirm gesehen haben.

Wissenschaftler als Regisseure

Die Forscher drehten dafür zwei Kurzfilme. Diese spielten sie dann sechs Schimpansen und sechs Bonobos vor. Mittels Eye-Tracking wurden die Augenbewegungen der Affen gemessen.

Im ersten Film sieht man die beiden Forscher, die sich neben zwei identische Türen hocken. Plötzlich kommt aus der rechten ein Mensch im Affenkostüm herausgestürmt und prügelt auf einen der Forscher ein.

Beim zweiten "Thriller" schnappt sich einer der Forscher einen von zwei verfügbaren Gegenständen und schlägt damit auf den als Affe verkleideten Schauspieler ein. Nach 24 Stunden zeigten die Wissenschaftler die beiden Filme den Schimpansen und Bonobos noch einmal.

Affen wissen was passiert

Ergebnis: Die Affen konnten sich erinnern, wie die Auswertung der Augenbewegungen ergab. Das zeigte sich vor allem beim zweiten Film. Bevor noch etwas passierte, schauten die Primaten erwartungsvoll auf den Gegenstand, mit dem der Mann im Affenkostüm verprügelt wurde. Auch wenn die Forscher die "Waffe" beim zweiten Durchlauf an einer anderen Stelle platzierten.

Kano und sein Kollege schließen daraus, dass die Szene aus dem Film in das Langzeitgedächtnis der Primanten übergegangen ist und sie bei der Wiederholung auf diese Erinnerung zurückgreifen können.

Eines haben die Forscher noch zusätzlich beobachtet. Während die Affen die Kurzfilme sahen, bekamen sie Saft. Weil das Gesehene jedoch so spannend war, vergaßen einige von ihnen auf das Trinken und starrten gebannt auf den Bildschirm – eine auch bei Menschen bekannte Reaktion auf "Thriller".

Claudia Chruszczyk, science.ORF.at

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