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Porträtfoto von Youyou Tu

Tu: "Ehre für Chinas Wissenschaft"

Die für Fortschritte in der Malariaforschung mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnete Chinesin Youyou Tu hat die Nachricht mit großem Stolz aufgenommen. "Den Preis zu gewinnen, ist eine Ehre für Chinas Wissenschaft", sagte die 84-Jährige laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua am späten Montagabend.

Medizinnobelpreis 2015 06.10.2015

Das von ihr und ihrem Team entdeckte Mittel zur Behandlung von Malaria ist "ein Geschenk der traditionellen chinesischen Medizin an die Menschen der Welt", sagte Youyou Tu demnach.

Malariamittel in 70er Jahren entdeckt

Chinas Premier Li Keqiang gratulierte der Preisträgerin in einem Brief. Die Auszeichnung ist ein "Zeichen für Chinas Fortschritt in Wissenschaft und Technologie", schrieb Li. Der Preis "unterstreicht Chinas wachsende Stärke und Weltgeltung", heißt es weiter.

Youyou Tu entdeckte Anfang der 1970er Jahre bei Testreihen mit Pflanzenstoffen das Potenzial des Artemisinins, einer in der traditionellen chinesischen Medizin verwendeten Substanz aus Blättern und Blüten des Einjährigen Beifußes. Sie wirkt gegen Plasmodium falciparum, den Erreger der Malaria tropica.

"Das muss doch ein Witz sein"

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Ö1-Sendungshinweise

Die Ö1-Journale und Ö1-"Wissen aktuell" berichten in der "Nobelpreiswoche" von 5. bis 9. Oktober über alle Auszeichnungen.

Die Chinesin teilt sich den heurigen Preis mit dem gebürtige Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die für ihre Arbeit in der Parasitenforschung ausgezeichnet wurden.

Campbell hat die Nachricht von seiner Ehrung zunächst nicht glauben wollen. "Das erste, was ich gesagt habe, war: Das muss doch ein Witz sein", sagte der 85-Jährige. "Das erste, was ich danach gemacht habe, war, nach einer Art und Weise zu fragen, wie ich das verifizieren kann, denn es schien einfach unmöglich."

Als der Anruf kam, schlief Campbell, der derzeit an der Drew Universität im US-Ostküstenstaat New Jersey arbeitet, noch. "Es ist ein großer Nervenkitzel und eine große Ehre."

Die Glückwünsche trudelten am laufenden Band ein, erzählte Campbell. "Mein Handy und mein Festnetztelefon klingeln die ganze Zeit." Unter anderem seine Familie in Irland, wo Campbell geboren ist, habe angerufen und sei "begeistert". Das von ihm mitentdeckte Toxin zum Abtöten von Würmern, die Menschen entstellen oder erblinden lassen, habe einen großen Einfluss auf die Prävention von Erblindung gehabt, sagte Campbell. "Es hat sicher Leben verändert."

Der Japaner Satoshi Omura hat die Ehre mit großer Bescheidenheit aufgenommen. "Ich dachte "Darf ich es wirklich sein!?". Denn vieles habe ich ja von den Mikroorganismen gelernt. Es wäre angemessen, wenn man ihnen den Preis verleihen könnte", sagte der 80-Jährige.

science.ORF.at/APA/dpa

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