Das betrifft Wildschweine, Rehe und Elche. Wölfe sind sogar siebenmal häufiger verbreitet als in nicht kontaminierten Vergleichsgegenden, berichtet ein Team um Tatiana Deryabina, die in einem Naturschutzgebiet im nahen Weißrussland arbeitet.
Zivilisation wirkt sich mehr aus als Strahlenunfall
"Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Anzahl der Wildtiere um Tschernobyl viel höher ist als vor dem Unfall", meint der Umweltwissenschaftler und Studienhauptautor Jim Smith von der Universität Portsmouth. "Das heißt aber nicht, dass Strahlen gut für die Tiere sind, sondern nur, dass sich Menschen auf sie noch schlechter auswirken – etwa durch Jagd, Land- und Forstwirtschaft."
Die Studie:
"Long-term census data reveal abundant wildlife populations at Chernobyl" von Tatiana Deryabina und Kollegen ist am 5. Oktober in "Current Biology" erschienen.
Ö1 Sendungshinweis:
Darüber berichtet auch Wissen Aktuell am 6.10. um 13:55.

Valeriy Yurko
Dieses Ungemach sind die Tiere seit der Massenevakuierung vor 29 Jahren los. Wie sich diese in der 30-Kilometer-Sperrzone rund um den Atomreaktor ausgewirkt hat, wurde schon in der Vergangenheit öfter untersucht. Die aktuelle ist nach Eigenangaben die erste, die zum Teil ein Plus bei den Tierzahlen entdeckt hat.
Die Forscher werteten dazu Aufnahmen aus der Luft aus und zählten Fußspuren der Tiere im Winter. Besonders die Anzahl der Wölfe erstaunte die Forscher. Ihr starker Anstieg dürfte mit der ausbleibenden Jagd in der Sperrzone zu tun haben.
Nur große Säugetiere untersucht
Wie Jim Smith gegenüber der BBC betonte, wurde bei der Studie allerdings keine Auswirkungen auf einzelne Tiere untersucht. Ebenso wenig die Effekte auf kleinere Tiere wie Vögel. "Die Studie bezieht sich nur auf die großen", sagt der Experte Timothy Mousseau von der University of South Carolina ein. Diese seien von der menschlichen Jagd direkt betroffen.

Valeriy Yurko
Kleinere Tiere wie Vögel oder Insekten werden hingegen nicht auf die gleiche Weise durch die menschliche Zivilisation beeinflusst. Eine Beschreibung von Tschernobyl als Stätte, in der es "vor Tieren wimmelt", hält er deshalb für problematisch.
Lukas Wieselberg, science.ORF.at
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