Wiener Forscher hatten im Rahmen von Versuchen eine kleine Futterplattform mit zwei Käsestücken außerhalb der Reichweite von sieben Jungraben neben die Voliere gelegt. Mithilfe einer Schnur, die lose durch zwei Ösen geführt war, konnten sie diese in ihre Schnabelreichweite ziehen. Vorausgesetzt, es wurde an beiden Enden gleichzeitig gezogen, denn sonst schlüpfte die Schnur durch die Ösen und die Käseplatte blieb, wo sie war.
Die Studie
Publikation in "Scientific Reports"
"Tolerance and reward equity predict cooperation in ravens", Scientific Reports (7.10.2015).
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Über dieses Thema berichtet heute auch das Mittagsjournal, 7.10.2015, 12:00 - 13:00 Uhr.
Schummeln kommt nicht gut an
"Die Raben haben diese Aufgabe ohne vorheriges Training durch Kooperation erfolgreich gelöst", berichten die Forscher in ihrer Studie. Zunächst wurden sie in der Gruppe getestet, um zu beobachten, wer mit wem am liebsten kooperiert, erklärte Jorg Massen vom Institut für Kognitionsbiologie der Universität Wien.
Weil aber die höchstrangigen Raben den Apparat teilweise für sich beanspruchten, bis sie satt waren, testeten die Prüfer auch alle möglichen Pärchen-Kombinationen abseits der Gruppe.

Jorg Massen, Universität Wien
Resultat: Die Vögel kooperierten dabei am liebsten mit befreundeten Artgenossen und waren mit diesen auch erfolgreicher. Hie und da kam es vor, dass einer der beiden Raben den anderen um den Erfolg prellte und sich rasch beide Käsestückchen schnappte. Das merkten sich die solcherart Übervorteilten allerdings und boykottierten in der Folge die weitere Zusammenarbeit.
Eine so ausgereifte Art und Weise, Schummler in Schach zu halten, habe man bisher nur von Menschen und Schimpansen gekannt, sagt Massen: "Das stellt eine völlige Neuheit bei Vögeln dar." Ob Rabenvögel auch einen Gerechtigkeitssinn besitzen, lasse sich anhand der Versuche jedoch nicht beantworten, sagt Maasen im Gespräch mit science.ORF.at. "Es wäre durchaus denkbar, dass ihre Reaktion auf reinem Eigennutz beruht."
Dass Raben in freier Wildbahn miteinander kooperieren, wurde ebenfalls bereits beobachtet - etwa dann, wenn sie ihre Jäger gemeinsam mobben.
science.ORF.at/APA
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