Vielfältige Wechselwirkungen
Die Studie in "Science":
"Erosion by an Alpine glacier" von F. Herman et al., erschienen am 9. Oktober 2015.
In Polarregionen fließen Gletscher langsamer, weil sie am Fels festgefroren sind, während sich in wärmeren Regionen ein Wasserfilm zwischen Eis und Fels bildet. Auch die Neigung des Untergrunds spielt eine Rolle. Warum aber die Erosion des Gesteins darunter unterschiedlich schnell abläuft, war für Glaziologen lange ein großes Rätsel.

Frederic Herman
Das Team um Frederic Herman von der Universität Lausanne hat für die soeben erschienene Studie den Franz-Josef-Gletscher in Neuseeland auf seiner gesamten Länge kartiert. Dieser alpine Gletscher erstreckt sich über zehn Kilometer Länge.
Zum einen schätzten die Forscher die Bewegungsgeschwindigkeit der Gletscheroberfläche fünf Monate lang mittels Satellitenbilder ein. Daraus ließ sich die Flussgeschwindigkeit am Fels berechnen, die zwischen 30 und 300 Meter pro Jahr beträgt. Mit Hilfe von Sedimenten fertigten sie zudem eine Karte der Erosionsstärke unter dem Gletscher an.
Modellierte Einflüsse

Benjamin Lehmann
Die Auswertung zeigt, dass die Erosion nicht einfach proportional zur Kriechgeschwindigkeit des Gletschers ist, sondern von der Quadratzahl der Geschwindigkeit abhängt. Somit wirken sich wechselnde Einflüsse wie die Steilheit oder der Niederschlag überproportional stark auf die Erosion aus. Diese Resultate bestätigen ein 1979 vorgestelltes theoretisches Modell.
Somit sind schnell fließende Gletscher die effektiveren Landschaftsgestalter als langsam fließende. Ihre Resultate erklären auch die riesige Bandbreite an Flussgeschwindigkeiten der Gletscher weltweit, schreiben die Forscher. Sie zeigen zudem, warum die Eisströme im Quartär - den letzten 2,5 Millionen Jahren - die gebirgigen Landschaften in gemäßigten Breiten so viel stärker geformt haben als die Polarregionen.
science.ORF.at/APA/sda