Mehr Geld …
Rund vier Milliarden Euro gibt Österreich jedes Jahr für seine Universitäten und Hochschulen aus und finanziert dadurch 76 Prozent ihrer Ausgaben. Das aus staatlichen Quellen gespeiste Unibudget ist in den Jahren seit 2008 um 18 Prozent gestiegen.
"Die österreichischen Universitäten schneiden im europäischen Vergleich hinsichtlich der öffentlichen Finanzierung nicht so schlecht ab. Sie gehören zu jener Gruppe, in die nach wie vor investiert wird", fasst deshalb der für Universitätsfinanzierung zuständige Fachmann der European University Association (EUA), der Österreicher Thomas Estermann, das "Public Funding Observatory 2015" zusammen.
… aber auch mehr Studierende
Ö1 Sendungshinweis:
Über das "Public Funding Observatory 2015" berichtete auch "Wissen Aktuell" am 4. November 2015 um 13.55 Uhr.
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Neben Österreich ist auch in Norwegen, Schweden, Dänemark, Belgien, Polen und Deutschland in den letzten Jahren mehr Geld für Unis ausgegeben worden. Der Staatsanteil unterscheidet sich zwischen den Ländern noch einmal deutlich, als Beispiele seien 90 Prozent Staatsfinanzierung in Norwegen und 76 Prozent in Österreich genannt.
Im Fall von Österreich und Deutschland fügt Thomas Estermann ein "aber" an: "Im gleichen Zeitraum sind in beiden Ländern die Studierendenzahlen stark gestiegen, in Österreich etwa um 23 Prozent. Die Budgetsteigerungen müssen also auch in diesem Zusammenhang gesehen werden." Oder übersetzt: Das zusätzliche Geld wurde für die Betreuung der Studierenden gebraucht, Investitionen in Forschung oder Infrastruktur blieben hinten.
Großes Minus bei Verlierern
Zu den großen Verlierern der letzten Jahre gehören Griechenland, Ungarn und Lettland, in denen die öffentlichen Unimittel zwischen 40 und mehr als 50 Prozent gekürzt wurden.
Finanzierungsexperte Thomas Estermann warnt vor langfristigen Effekten: "Der Forschungsoutput sinkt, die geringen Investitionen in die Infrastruktur in Form von Geräten, aber auch Gebäuden verschlechtern die Chancen, hinsichtlich der Qualität international mithalten zu können. Und die Kürzungen beim Personal rauben den Jungen die Zukunftsperspektiven, weshalb viele gut qualifizierte Menschen schon ausgewandert sind."
Und auch nach Skandinavien blickt die EUA seit Kurzem besorgt: Zwar seien die Universitäten dort - wie erwähnt - gut staatlich dotiert, aber auch die Regierungen in Finnland und Dänemark haben Einsparungen bei Personal und Infrastruktur angekündigt.
Kompensation durch Studiengebühren
Hinsichtlich des Staatsanteils sind es nicht Griechenland, Ungarn und Lettland, die mit dem - anteilsmäßig betrachtet - wenigsten öffentlichen Geld auskommen müssen, sondern hier nennt die Studie Großbritannien (40 Prozent), Irland und die Niederlande (60 Prozent). Der geringe Anteil in Großbritannien sei das Ergebnis der Sparvorgaben, die schon sehr früh eingesetzt haben, erklärt der Experte.
Seiner Ansicht nach lässt sich am Beispiel Großbritannien noch eine Entwicklung ablesen: Drastische Kürzungen von staatlichen Unibudgets können nur durch sehr hohe Studiengebühren kompensiert werden. "So viele Mittel können aus der Wirtschaft gar nicht eingeworben werden, um Kürzungen über 20 Prozent zu kompensieren", so Thomas Estermann.
Apropos Geld aus der Wirtschaft: Einen geringen Staatsanteil mit sinkender Unabhängigkeit der Universitäten gleichzusetzen, wäre seiner Meinung nach zu kurz gegriffen. Wichtig sei stattdessen, die finanzielle Basis möglichst vielfältig zu gestalten. Denn eines hätten die letzten Jahre gezeigt: Auch der Staat ist als Zahler nicht immer verlässlich.
Elke Ziegler, science.ORF.at
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