Lieber krank, als zur Impfung zu gehen
Die Grippe-Impfung ist in Österreich wenig geliebt. Nur rund sechs Prozent aller gesunden Männer und Frauen lassen sich gegen das Influenza-Virus impfen, sagt Therese Popow-Kraupp vom Institut für Virologie der Medizinuni Wien.
Das sei nicht wirklich berauschend. In den Niederlanden etwa liege die Durchimpfungsrate bei Jugendlichen und Erwachsenen bei rund 50 Prozent, in der Gruppe der chronisch Kranken und Pensionisten bei 80 Prozent.
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Über das Thema berichteten auch die Ö1 Journale, 20.11., 7:00 Uhr.
Aus Sicht der Expertin ist eine Grippeimpfung - auch wenn sie nicht zu 100 Prozent schützt - sinnvoll, denn sie stärkt das sogenannte immunologische Gedächtnis. Die Impfung verbessere also die Fähigkeit des Immunsystems, Jahr für Jahr Grippeviren zu bekämpfen. Im Gegensatz zum Vorjahr dürfte der Impfstoff heuer zudem gut wirken, d.h. die Virenstämme die im Impfstoff enthalten sind, sind vermutlich auch jene, die zirkulieren werden, sagt Popow-Kraupp. Neue, veränderte Virenstämme sind nicht in Sicht.
Kinder verbreiten die Krankheit am meisten
Seit zwei Jahren ist in Österreich ein spezieller 4-fach-Grippeimpfstoff für Kinder von zwei bis 18 Jahren zugelassen, der ganz ohne einen Nadelpiks auskommt: ein Nasenspray. Auch hier sei die Akzeptanz mangelhaft, obwohl der Spray für Kinder und Jugendliche aus medizinischer Sicht eine ideale Art der Immunisierung ist. Beim Nasenspray wird die natürliche Infektion durch das Eintropfen des Impfstoffes in die Nase imitiert.
Kinder impfen zu lassen schütze übrigens nicht nur sie selbst, sondern auch chronisch kranke, ältere Familienmitglieder, also zum Beispiel Oma und Opa. "Kinder sind die erfolgreichsten Verbreiter der Grippe", sagt Popow-Kraupp.
Sie seien die Promotoren jeder Influenzawelle, nachdem sie bei einer Erstinfektion eine wesentlich höhere Virusmenge ausscheiden als Erwachsene. Wenn man die Ausbreitung des Grippevirus also eindämmen wolle, sei es durchaus gerechtfertigt, Kinder und Jugendlich ezu impfen.
4-fach-Impfstoff für Erwachsene nicht erhältlich
Bis dato sind übrigens die meisten Grippeimpfstoffe für Erwachsene sogenannte 3-Fachimpfstoffe, seit kurzem gibt es auch einen 4-Fachimpfstoff; er enthält die klassischen A-Virenstämme H3N2 und H1N1 plus zwei B-Virenstämmen, statt nur einem.
Dadurch könne er eine höhere Wirkung erziehen. In Österreich ist er zwar zugelassen, aber nicht erhältlich, so die Medizinmarktaufsicht. Der Hersteller Glaxo-Smith-Kline habe bis dato darauf verzichtet, das Produkt in Österreich auf den Markt zu bringen.
Gudrun Stindl, Ö1
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