Eine Gruppe um Liu Jian-hua von der Landwirtschaftlichen Universität in Peking entdeckte den Erbabschnitt bei der Untersuchung von Routineproben von Schweinen und Hühnern in Südchina, die antibiotikaresistente Keime in sich trugen.
"Das sind extrem besorgniserregende Ergebnisse", sagte Liu. Ihr zufolge kommt das Gen bisher nur in China vor, seine weltweite Verbreitung sei aber wahrscheinlich. Durch das Gen werden Bakterienstämme gegen das Antibiotikum Colistin immun, das als letzter Ausweg bei der Behandlung von multiresistenten Keimen eingesetzt wird.
Die Studie
"Emergence of plasmid-mediated colistin resistance mechanism MCR-1 in animals and human beings in China: a microbiological and molecular biological study" von Liu Jian-hua und Kollegen ist am 18. November 2015 in "The Lancet Infectious Diseases" erschienen.
Links:
- Aktuelle Antibiotika-Daten in Europa (PDF, ECDC)
- 8. Europäischer Antibiotikatag (ECDC)
- World Antibiotic Awareness Week (WHO)
Beginn der post-antibiotischen Ära?
"Wenn sich das MCR-1-Gen weltweit verbreitet, was nur eine Frage der Zeit ist, dann wird es sich unvermeidlich mit anderen Genen der Antibiotikaresistenz verbinden. Dann werden wir sehr wahrscheinlich den Beginn der post-antibiotischen Ära erreichen", sagte Timothy Walsh von der Universität Cardiff, der zur Studie beitrug.
Bei weiteren Untersuchungen war das MCR-1-Gen in Bakterien von 20 Prozent der untersuchten Tiere aufgetreten sowie in 15 Prozent der Proben von rohem Fleisch. Das Gen wurde in Krankenhäusern der Provinzen Guandong und Zhejiang auch bei 16 von 1.322 menschlichen Proben entdeckt.
Laut den Wissenschaftlern wird die Veröffentlichung die Debatte über den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung erneuern. Bisher war eine solche Resistenz nur durch Mutationen in einzelnen Organismen aufgetreten, womit ihre Übertragbarkeit extrem begrenzt war. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte bereits vor einer "Rückkehr in Vor-Antibiotika-Zeiten", in denen sich schon geringfügige Infektionen oder Schnittverletzungen als tödlich erweisen könnten.
science.ORF.at/APA/AFP
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