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Permafrostboden in Sibirien

Permafrostboden wird verschwinden

Der Permafrostboden in Polarregionen schwindet zunehmend. Auf der Jamal-Halbinsel im Nordwesten Sibiriens wurde die Null-Grad-Grenze im Boden heuer bei bis zu 150 Zentimetern gemessen, in den 1980er-Jahren lag sie noch 30 Zentimeter höher. Die Forscher gehen davon aus, dass der Permafrost in dieser Region bis 2100 völlig auftaut.

Klima 02.12.2015

Permafrostböden sind ab einer bestimmten Tiefe das ganze Jahr gefroren. Durch die Klimaerwärmung sowie natürliche und menschliche Einflüsse tauen die Böden in den vergangenen Jahren zunehmend auf. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Infrastruktur der Region, wie Straßen, Bahnlinien, Gebäude oder Pipelines. Es werden dabei auch große Mengen Kohlenstoffverbindungen frei, der seit Jahrtausenden im Boden gebunden war. Dies trägt zur Erderwärmung bei.

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Russland führt auf Jamal seit den 1980er-Jahren regelmäßige Messungen durch. "Das ist eine der weltweit längsten Datenreihen von Permafrost bzw. der jährlichen Auftau-Tiefe", so die Klimaforscherin Annett Bartsch von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien, die an der österreichisch-russischen Kooperation beteiligt ist.

30 Prozent Sumpf

Permafrostboden in Sibirien

ZAMG/Bartsch

Durch Erosion freigelegtes Bodeneis

Die Österreicher sind für die Analyse von Satellitendaten verantwortlich. Aus der Kombination von Boden- und Satellitenmessungen haben sie einen detaillierten Datensatz über den Zustand der Landoberfläche in den Permafrostregionen der gesamten nördlichen Polarregion erstellt. Er ermöglicht unter anderem, zu berechnen, wie viel Methan jeden Sommer an die Atmosphäre abgegeben wird.

Dabei zeigte sich, dass etwa 30 Prozent der Region Sumpfgebiete sind, also sommerliche Auftauzonen über dem Permafrost. In bisherigen Karten waren nur ein bis sieben Prozent der Flächen so ausgewiesen.

In dem Projekt widmen sich die Forscher auch den in den vergangenen Jahren vermehrt entstandenen, runden und tiefen Kratern und Seen. "Die Untersuchungen der Kollegen der Russischen Akademie der Wissenschaften sprechen dafür, dass hier ebenfalls das Auftauen und Methan ein große Rolle spielen", erklärt Bartsch. Wenn der Boden auftaut, würden mit einem Schlag in unterirdischen Hohlräumen gesammelte Methan-Blasen entweichen und die Bodendecke einbrechen. In den Kratern sammle sich dann das Schmelzwasser.

science.ORF.at/APA

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