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Eines der Porzellangefäße

"Chinesische Kabinette" werden renoviert

Im Schloss Schönbrunn in Wien werden ab sofort die beiden "Chinesischen Kabinette" restauriert. Dabei handelt es sich um jene Räumlichkeiten, die Kaiserin Maria Theresia als Spielzimmer und für geheime Besprechungen nutzte.

Schloss Schönbrunn 03.12.2015

Im Vorfeld wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts Fragen zur Herkunft, zum Material und zur Geschichte der Objekte geklärt. Die Arbeiten sollen bis 2017 abgeschlossen sein.

Annäherung an Originalzustand

"Es ist ein sehr weit angelegtes Projekt und führt immer weiter und weiter", sagte Ilsebill Barta, die Leiterin des Hofmobiliendepots, bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Unter anderem kam dabei die Erkenntnis, dass es sich bei den Lacktafeln an den Wänden der Kabinette ursprünglich um Paravents gehandelt hatte.

Die Restauratorin Silvia Miklin-Kniefacz entdeckte außerdem anhand von Fotos von 1900, dass die Ausstattung der Zimmer nicht mehr dem Originalzustand entsprach. Denn auf diesen Abbildungen fanden sich andere Lacktafel-Motive.

Recherchen ergaben, dass der Austausch im Zuge einer Renovierung des Schlosses um 1899/1900 erfolgt ist. Konkret wurden die Tafeln aufgeschnitten und die ebenfalls mit Darstellungen überzogene Rückseite eingesetzt. "Die bisher verwendeten Vorderseiten sind in Vergessenheit", erzählte Miklin-Kniefacz.

Blick ins "Porzellanzimmer", eine weitere Räumlichkeit in Schönbrunn, die untersucht wurde

SKB Alexander Eugen Koller

Blick ins "Porzellanzimmer", eine weitere untersuchte Räumlichkeit

Sie fand sie schließlich im Bundesimmobiliendepot, dem Nachfolger des ehemaligen kaiserlichen Hofmobiliendepots. Dort fanden sich auch jene Tafeln, die in der Sockelzone ausgetauscht wurden. Nach erfolgreichen Proberestaurierungen beschlossen die Verantwortlichen, die Umgestaltung rückgängig zu machen und den Kabinetten mit den ursprünglichen Tafeln wieder stärker jenes Aussehen zu verleihen, das sie zur Zeit Maria Theresias hatten.

252 Porzellangefäße

Auch 252 Porzellangefäße chinesischer, japanischer und europäischer Herkunft wurden unter die Lupe genommen. Diese waren auf aus den Wänden hervortretenden "Konsolen" befestigt - im Laufe der Zeit mithilfe von mehr oder weniger sanften Methoden. Künftig werden sie mit Wachs, wie sie auch in der Zahnmedizin verwendet werden, und wie schon einst mit Schrauben angebracht.

Prototypen für Montage Objekte Ostasienkabinette Schönbrunn

Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien, Stefan Oláh, Amelie Bezard, Bundesmobilienverwaltung

Prototype für die Montage der Objekte

Ziel ist es auch, die Präsentation der Gefäße möglichst originalgetreu zu gestalten. Das Rechercheergebnis ist aber dürftig, eine historische Aufstellung von 1944 sei die bis dato frühestmögliche Abbildung, hieß es.

Offen ist auch noch, wie mit den fehlenden Objekten umgegangen wird - denn ursprünglich umfasste das Inventar 303 Stück. Ob diese nachgekauft, Kopien angefertigt werden oder die Konsolen frei bleiben, ist noch nicht entschieden.

Bis Mitte 2017 fertig

Das Projekt wurde vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert und vom Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst geleitet.

"Die Forschungsarbeiten bilden nun die Entscheidungsgrundlagen, um diese beiden bedeutenden Zimmer konservatorisch einwandfrei und gleichzeitig ökonomisch vertretbar zu restaurieren", unterstrich Institutsleiterin Gabriele Krist.

Eines der Kabinette soll schon Mitte 2016, das andere Mitte 2017 fertig sein. Die Kosten werden von der Schloss Schönbrunn Kultur-und Betriebsgesellschaft (SKB) getragen und werden 2,39 Mio. Euro ausmachen, sagte Elfriede Iby, Leiterin der Abteilung Forschung und Dokumentation von Schloss Schönbrunn.

science.ORF.at/APA

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