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Die neue uniko-Präsidentin Sonja Hammerschmid bei der Antrittspresskonferenz

Was die neue uniko-Führung fordert

Eine Finanzierung von Studienplätzen, die sich nach der Anzahl der Studierenden richtet, und Zugangsbeschränkungen dort, wo sie notwendig sind: Das fordert die neue Führung der Universitätenkonferenz (uniko) - Neo-Präsidentin Sonja Hammerschmid und ihr Vize Oliver Vitouch.

Unipolitik 15.12.2015

Ein einfaches Prinzip

"Wir sind bei Finanzierungsthemen unendlich oft abgewiesen worden", bemängelte Vitouch am Dienstag bei einer Pressekonferenz die Verschiebung des Themas Studienplatzfinanzierung durch die Regierung.

Dabei sei das Prinzip relativ einfach: "Es gibt eine Zahl von Studierenden X und es gibt, was ein Studienplatz je nach Fach seriöserweise kosten sollte, Y. Wenn man das multipliziert, wird ein erforderliches Budget daraus. Wenn man aus Furcht vor dieser Zahl unter den Tisch kriecht, dann muss man X verkleinern."

Sonst gehe sich diese Gleichung nicht aus - "und sie geht sich seit Beginn meines Psychologiestudiums 1989 nicht aus."

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Ö1 Sendungshinweis:

Über das Thema berichteten auch die Ö1 Journale, 15.12., 12:00 Uhr.

Finanzierung und Zugang ins Lot bringen

Dieses Modell müsse dabei nach oben hin offen und nicht mit einem "Preisdeckel" bei den Kosten eines Platzes versehen sein, ergänzte Hammerschmid. "Es kann nicht sein, dass man ein Budget X hat, das einfach auf die einzelnen Fächer hinunterbricht und sagt: 'Das ist dann Studienplatzfinanzierung'", so Vitouch.

"In Österreich sind zwei Dinge nicht im Lot: Das eine ist die Finanzierung und das andere die Frage des Universitätszugangs", betonte der Rektor der Uni Klagenfurt. "Wenn sie nicht ins Lot gebracht werden, ist die Leistungsfähigkeit der Unis eingeschränkt." Idealerweise gehe man beide Themen gemeinsam an. Dabei sei aber klar, dass eine kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung Geld kosten werde: "Deshalb ist das Thema im Ministerium auch nur mäßig beliebt."

Fächerangebot überdenken

Flächendeckende Zugangsbeschränkungen forderten weder Hammerschmid noch Vitouch. "Es gibt auch Fächer, die die eine oder andere Inskription mehr vertragen könnten", so Vitouch. In jenen Fächergruppen, in denen eine qualitätsvolle Ausbildung nicht mehr möglich sei, werde man aber über Zugangsregeln reden müssen, so Hammerschmid, die Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Die neue uniko-Präsidentin will sich aber auch der Herausforderung eines Fächergruppenabgleichs zwischen den Unis stellen - also welche Studienrichtungen an welcher Einrichtung angeboten werden.

"Wir müssen uns überlegen, was in 20 Jahren gefragt sein wird - und in welcher Form." Dabei gehe es darum, welche Fächer man brauche und welche weniger bzw. wo man auch bündeln könne. "Vielleicht braucht man aber auch ganz neue Themen, auch darauf muss man reagieren können. Wer hätte vor 20 Jahren ein Mechatronik-Studium vorhergesehen?"

Generell ortete Hammerschmid ein "Wahrnehmungsproblem" der Unis. "Wenn es um den Stellenwert von Wissenschaft und Forschung geht, ist Österreich immer relativ am Schluss angesiedelt. Da ist Skandinavien ganz anders."

Etwas für soziale Durchmischung tun

Nach dem Eindruck Vitouchs "hat man sich in der Hochschulpolitik zu lange ans 'Es geht schon irgendwie' und Durchwursteln gewöhnt." Das sei aber genau der verkehrte Ansatz. Die Hoffnung gibt er nicht auf: "Veränderungen gibt es sogar im Vatikan, wieso auch nicht in der Hochschulpolitik?"

Nötig hält er das auch in der SPÖ: "Ich habe den Eindruck, dass das Interesse an der Hochschulpolitik nicht so groß ist wie in Zeiten Bruno Kreiskys und man sich darauf ausruht, dass man eh den freien Hochschulzugang hat."

Dieser sei in den 1970er Jahren bei viel geringeren Maturantenquoten erfolgreich gewesen, erweise sich aber mittlerweile als Problem. "Man müsste etwas Neues erfinden, was die sozialen Chancen und die Durchmischung der Studierenden anbelangt." Modelle dazu gebe es ja durchaus - etwas in Skandinavien oder den USA.

science.ORF.at/APA

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