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Mann vor einem Maschendrahtzaun

Forscher engagieren sich für Flüchtlinge

900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben einen offenen Brief an die Zivilgesellschaft unterzeichnet. Ihr Apell: hierzulande endlich eine Willkommenskultur zu schaffen und geflüchteten Menschen zu helfen - auch mit wissenschaftlicher Unterstützung.

Offener Brief 17.12.2015

Hinter dem offenen Brief, den bis dato 900 österreichische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterzeichnet haben (darunter bekannte Namen wie der Theologe Paul Michael Zulehner, die Biochemikerin Renée Schröder oder der Verfassungsjurist Heinz Mayer), steht die Initiative SOLIdee vom Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien.

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Über dieses Thema berichtet heute auch "Wissen aktuell", 17.12.2015, 13.55 Uhr.

"Aktuell sind wir dazu aufgefordert, uns mit den Schicksalen jener Menschen zu beschäftigen, die ihre Heimat verlassen mussten, weil sie dort nicht länger sicher sind", heißt es in dem offenen Brief.

Wissenschaftliche Lösungskompetenz

Die Unterzeichner fordern nicht nur Privatpersonen auf, den Schutzsuchenden respektvoll zu begegnen. Sie wollen als Forschende und Lehrende selbst Verantwortung übernehmen und wissenschaftliche Lösungskompetenz zur Verfügung stellen: im Austausch mit Studierenden, in der Forschung und durch internationale Vernetzung.

"Als Forschende und Lehrende an österreichischen Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen erkennen wir – bedingt durch den unseren Dienstverhältnissen innewohnenden Forschungs- und Bildungsauftrag – auch das Potential, gesellschaftliche Verantwortung ernst zu nehmen und unsere Lösungskompetenz gezielt zu Verfügung zu stellen", heißt es in dem Text weiter.

Die Initiatoren von SOLIdee - alle sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Bildungswissenschaft - setzen diese Vorhaben bereits in die Praxis um. Im kommenden Semester startet eine Ringvorlesung zum Thema Flucht und Migration - eine Zusammenarbeit mit dem Institut für Internationale Entwicklung.

Das Institut für Bildungswissenschaften bietet Studierenden außerdem die Möglichkeit, sich im Rahmen von Forschungspraktika mit den Themen Flucht und Migration zu beschäftigen und zwar im Rahmen ihres Studiums, erläutert die Bildungswissenschaftlerin Michelle Proyer: "Damit wollen wir diese institutionelle Anbindung noch einmal unterstreichen und ermöglichen."

Gesellschaftliche Inklusion ermöglichen

Für das kommende Semester ist zudem ein Buddy-Projekt geplant, bei dem ein Studierender einen Flüchtling betreut, berichtet Oliver König, Mitinitiator von SOLIdee:

"Im Rahmen dieser partnerschaftlichen Betreuung wollen wir uns überlegen, wie wir Menschen dabei unterstützen können, hier auch wirklich Fuß zu fassen, damit gesellschaftliche Inklusion gelingt und nicht in Richtung Parallelgesellschaft gearbeitet wird."

Zukünftig soll die Plattform SOLIdee auch dazu dienen, Projekte verschiedener Institutionen zusammenzuführen - auch im Austausch mit geflüchteten Wissenschaftlern. "Und so ein Netzwerk zu etablieren, in dem man sich gegenseitig stärkt und unterstützen kann, vor allem auch im wissenschaftlichen Umfeld", ergänzt Gertraud Kremsner, die ebenfalls zum SOLIdee-Team gehört.

Zukünftig sollen auch geflüchtete Studierende in die Forschungsprojekte eingebunden werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie hier eine neue Lebensgrundlage finden.

Marlene Nowotny, Ö1 Wissenschaft