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Gesteinsformation unter Wasser

Klimarätsel des "Teufelslochs" geklärt

Am Rande des Death Valley im Südwesten der USA befindet sich eine Felsspalte mit einem unterirdischen Wasserreservoir - das sogenannte "Devil's Hole". Die darin befindlichen Ablagerungen galten lange als unerklärlich: Nun haben Forscher das Rätsel gelöst.

Geologie 08.01.2016

Die Felskluft führt in ein mindestens 150 Meter tiefes Wasserreservoir in der Wüste des US-Bundesstaates Nevada. Diese Struktur ist weltweit einzigartig - nicht nur aus geologischer Sicht, sondern auch für die Klimaforschung.

Denn aus dem ungefähr 35 Grad warmen Wasser kristallisiert das Mineral Kalzit aus und bildet Überzüge an den Felswänden. Diese Ablagerungen bilden ein Klimaarchiv, das eine Million Jahre zurückreichen könnte.

Verschobene Zeitrechnung

So hervorragend sich diese Ablagerungen als Informationsspeicher auch eignen: Untersuchungen aus den 1990er-Jahren förderten einen Widerspruch zutage. Klimaarchive im Meeresboden stimmen nämlich mit den Vorhersagen der sogenannten Milankovic-Theorie überein, die die Abfolgen von Kalt- und Warmzeiten auf der Erde beschreibt.

Die Daten aus dem Teufelsloch zeigten indes: Die Übergänge zwischen Kalt- und Warmzeiten hätten im Death Valley bis zu 10.000 Jahren früher eingesetzt als überall sonst.

Devil's Hole in der Wüste von Nevada

Christoph Spötl, Universität Innsbruck

Devil's Hole, Nevada

Dieses Problem war bis vor kurzem ein "Dorn im Fleisch" der bestens etablierten geowissenschaftlichen Theorie, erklärt Christoph Spötl vom Institut für Geologie der Universität Innsbruck. Er und sein Team haben nun in Zusammenarbeit mit Kollegen von der University of Minnesota (USA) des Rätsels Lösung gefunden.

"Im tiefen Wasser geht die Uhr nach"

Die Proben, die für die Studien in den 1990er-Jahren gezogen wurden, kamen aus etwa 40 Meter unter dem Wasserspiegel. Die österreichischen Forscher haben jetzt allerdings Bohrkerne aus dem Sediment oberhalb des Wasserspiegels entnommen. Resultat: Dieser Ansatz führte zu stimmigen Daten.

Im Zuge ihrer Untersuchung analysierte das Team nochmals jene Proben, die US-Kollegen in den 90ern genommen hatten. "Hätten wir wieder dort unten Proben entnommen, hätten wir die gleiche Diskrepanz zur Milankovic-Theorie gefunden", sagte Spötl.

Forscher bohren in Felswand

Christoph Spötl, Universität Innsbruck

Die Innsbrucker Forscher bei der Probennahme

Was im Umkehrschluss bedeute: "Das Alter einer Ablagerung ändert sich erstaunlicherweise mit der Tiefe des Wassers." Das geschieht aufgrund komplexer geochemischer Prozesse, die im "Devils Hole" ablaufen und die Altersbestimmung verfälschen.

Spötl: "Dort unten geht gewissermaßen die Uhr nach. Die Amerikaner sind jetzt happy, weil sie sagen: Jetzt haben wir endlich dieses ominöse 'Devils Hole' verstanden".

science.ORF.at/APA

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