Das Neuroblastom – diese in erster Linie bei Kindern vorkommende Tumor-Erkrankung ist zwar eher selten, allerdings wird die Hälfte aller Betroffenen als "Hochrisikopatienten" eingestuft.
Früher bedeutete diese Diagnose für acht von zehn Kindern, dass sie die Krankheit nicht überleben. Heute ist die Überlebenschance auf knapp 50 Prozent gestiegen, nicht zuletzt aufgrund der Immuntherapie: Dabei wird das Immunsystem in die Lage versetzt, Tumorzellen als solche zu erkennen und zu bekämpfen.
"Die Vorteile der Immuntherapie sind, dass wir hier Antikörper haben, die nach dem Schlüssenlochprinzip direkt an der Tumorzelle angreifen - das ist ein völlig neuer Wirkmechanismus. Auf diese Weise kann man sich das Immunsystem zu seinem Verbündeten machen, um die Tumorzellen zu attackieren", erklärt die Onkologin Ruth Ladenstein vom St. Anna Kinderspital gegenüber science.ORF.at.
Zur Person
Ruth Ladenstein ist Kinderfachärztin mit Spezialisierung in Hämato-Onkologie und Leiterin des Koordinierungszentrums für Klinische Studien und Statistik der St. Anna Kinderkrebsforschung.
Veranstaltungshinweis
Dem Thema "Krebsimmuntherapie – Hohe Erwartungen & Überzeugende Erfolge" widmete sich am 16.2., um 18 Uhr eine Veranstaltung des Wissenschaftsfonds FWF. In einem Vortrag präsentierte Ruth Ladenstein ihre Ergebnisse aus der Kinderkrebsforschung.
Ö1 Sendungshinweis
Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 17. 2. um 13:55.
Chemo und Co. nach wie vor notwendig
Seit 2009 wird die Immuntherapie zur Behandlung von Hochrisiko-Neuroblastomen eingesetzt, allerdings handelt es sich bei den verabreichten Medikamenten nicht um ein Allheilmittel. "Die internen Abläufe in einer Krebszelle sind sehr komplex, und man findet in der Forschung nur selten genau die Substanzen, die perfekt passen", so Ladenstein.
Aus diesem Grund wird die Immuntherapie nur im Zusammenspiel mit Bestrahlung, Operation und Chemotherapie eingesetzt - hier vor allem, um jene Tumorzellen anzugreifen, die gegenüber einer Chemo-Behandlung resistent geworden sind, so Ladenstein: "Der Angriff von mehreren Seiten mit unterschiedlichen Mitteln, die wiederum unterschiedliche Wirkprinzipien haben, ist natürlich erfolgsversprechender, als wenn ich nur mit einem einzigen Ansatz die Zelle bekämpfe."
Bis dato wurde die Immuntherapie zum Behandeln der Resterkrankung angewendet – künftig soll sie parallel mit einer Chemotherapie eingesetzt werden, um dem Widerstand der Tumorzelle frühzeitig entgegenzuwirken.
Regeneration bei Kindern hoch
Dass das Immunsystem von Kindern noch in der Entwicklung ist, sei für die Immuntherapie kein Nachteil, so Ladenstein. Im Gegenteil, denn der kindliche Organismus hat ein größeres Regenerationspotenzial als der erwachsene.
Das spielt vor allem bei Nebenwirkungen eine Rolle: Im Falle der Behandlung von Hochrisiko-Neuroblastomen kann es zu Allergien sowie Seh- oder motorischen Störungen kommen. Diese sind aber reversibel, so die Onkologin, und verschwinden mit dem Ende der Behandlung.
Ruth Hutsteiner, science.ORF.at
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