Besonders von Zika betroffen ist Brasilien, wo seit dem Ausbruch der Zika-Epidemie 907 Fälle von Mikrozephalie bei Babys registriert wurden. 198 Babys starben an dem schweren Defekt bereits, bei dem die Neugeborenen einen abnormal kleinen Kopf und häufig auch schwere Hirnschäden haben.
Wissenschaftliche Untersuchungen zu dem vermuteten Zusammenhang zwischen Zika und Mikrozephalie laufen noch. Als gesichert gilt, dass das Virus das Guillain-Barre-Syndrom, eine schwere Nervenkrankheit, auslösen kann.
Unangenehme Familie der Flaviviren
Die Studie
"The 3.8Å resolution cryo-EM structure of Zika Virus" von Richard Kuhn, Michael Rossman et al. ist am 31. März 2016 im Magazin "Science" erschienen.
Links:
- Michael Rossman (Purdue University)
- Richard Kuhn (Purdue University)
- Flaviviren (Spektrum der Wissenschaft)
Die schweren Erkrankungen machen die Suche nach den Besonderheiten der Erreger umso drängender. An der Purdue University im US-amerikanischen Bundesstaat Indiana beschäftigen sich Forscher schon seit Jahrzehnten mit Flaviviren. Dazu gehören neben den Erregern des West-Nil-, Dengue- und Gelb-Fiebers auch die Auslöser der Japanischen Enzephalitis sowie verschiedene durch Zecken übertragene Viren. Das Zika-Virus gehört ebenfalls dieser unangenehmen Familie an.
Die Forscherinnen und Forscher um Richard Kuhn und Michael Rossmann haben schon die Strukturen von Dengue- und West-Nil-Virus veranschaulicht. Nun durchleuchteten sie das Zika-Virus mit Kryo-Elektronenmikroskopie bis auf die Ebene der Atome und Moleküle - und erzeugten so ein extrem detailliertes Bild des Virus. Bei dieser speziellen Technik wird das Virus schockgefroren, sodass die Struktur gut erhalten bleibt.

Purdue University/Kuhn and Rossmann research groups
Spezielle Zuckermoleküle
Der Vergleich zeigt: "Das Zika-Virus unterscheidet sich von anderen Flaviviren an einer Stelle der Oberfläche, wo spezielle Zuckermoleküle angehängt sind", so Virenforscher Rossmann. Er geht davon aus, dass das Virus diese Zuckermoleküle verwendet, um an menschliche Zellen andocken und in diese eindringen zu können. Gelingt das, beginnt eine verhängnisvolle Kettenreaktion - das Zika-Virus vermehrt sich im Körper, die Krankheit bricht aus. Genau diesen Moment des Andockens an Zellen müsse man genau kennen, so Rossmann. Denn sobald man wisse, wie das Virus in Körperzellen gelangt, könne man ableiten, was als Nächstes passiert.
Basis für Impfstoffe
Zwei Einschränkungen müsse man aber machen, fügt Rossmann hinzu: Erstens erkläre der Andockmechanismus an den Körper noch nicht, wie es dann im Körper zu den massiven neurologischen Schäden kommt. Und zweitens sei Wissen über den Infektionsmechanismus nicht gleichzusetzen mit Heilung bzw. Vorbeugung. "Das ist die Basis, auf der Medikamente und Impfstoffe entwickelt werden können", so Rossmann weiter, "aber diese Basis haben wir nun."
Elke Ziegler, science.ORF.at